Kee, Piet
Performance for Alto Saxophone and Organ / Three Organ Pieces. Seventy Chords / Cervus / Voluntary on HSAE
Als Organist und Komponist leistet der Niederländer Piet Kee einen gewichtigen Beitrag für die zeitgenössische Orgelkultur seines Heimatlandes. Mit den hier vorgelegten Werken verwirklicht er einen schwer zu beschreibenden postklassizistischen Stil. Einerseits schreibt er minimalistisch anmutende Aphorismen, andererseits verfolgt er konsequent seine jeweils deutlich umrissenen und daher leicht zu erfassenden kompositorischen Ideen. Damit wird seine Musik zumindest nicht zur Sklavin eines stilistisch eng definierten Orgeltyps. Die spieltechnischen Anforderungen bewegen sich im mittelschweren Bereich.
Performance für Alt-Saxofon und Orgel ist schon wegen seiner Besetzung eine Rarität. Das kompositorische Kernmaterial besteht hier in erster Linie aus Dreiklangsbrechungen, Sekundvorhalten und einem markanten Zitat aus einem Zwischenspiel der Bachschen G-Dur-Orgelfuge (BWV 541). Der Orgelpart gibt Gelegenheit, die gesamte klangliche Bandbreite einer mittelgroßen Orgel effektvoll-abwechslungsreich vorzustellen. Und der Saxofonist kann in diesem Stück seiner Virtuosität ungehindert Lauf lassen; außerdem soll er im Verlauf von Performance mehrmals seinen Standort wechseln, so dass dieses Stück auch von daher eine dramaturgische Dimension erreicht.
Seventy Chords entstand anlässlich des 70. Geburtstags von Kees erst kürzlich verstorbenem niederländischen Organistenkollegen Ewald Kooiman. Eine Folge von sieben Akkorden erfährt in zehn Phasen diverse Metamorphosen. So gerät dieses Stück zu einer Chaconne mit unterschiedlichsten Satztechniken und Klangfarben. Eine besondere Ehrung erhält Kooiman als Liebhaber und Kenner der französischen Barockmusik durch eine Variationsequenz in Gestalt einer klassischen Ouvertüre à la française.
Cervus, eine Orgelchoralbearbeitung über den 42. Psalm (Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser), ist eine Auftragskomposition für den niederländischen Orgel- und Harmoniumspieler Dirk Luijmes. Deshalb sind hier als Registrierung hauptsächlich flötende und streichende Stimmen gefordert. Der Interpret soll allerdings auch zweimal selbst seine Singstimme erheben und im Zentrum des Stücks Ah, Cerva (Ah, Hirschkuh) singen eine eher skurril-humoristische Idee des Komponisten. Der Cantus firmus der Choralmelodie ist leicht zu identifizieren, wobei vor allem die zweite Verszeile mehrfach sequenziert wird. Das Stück ist in zwei Fassungen wiedergegeben: einmal für Harmonium, einmal für Orgel.
Voluntary on HSAE wurde von dem US-amerikanischen Organisten Philip Sawyer in Auftrag gegeben. Das Thema basiert auf den im Namen des Auftraggebers enthaltenen Tonnamen. Die Komposition präsentiert beredte Klangdialoge, virtuose Manual- und Pedalmonodien sowie ein kurzes Fugato. Es ist trotz seiner Kürze wie auch Seventy Chords bestens geeignet, die klanglichen Möglichkeiten der Orgel wirkungsvoll in Szene zu setzen.
Wolfram Syré