Orgelmusik zum Ende des Kirchenjahres
hg. von Andreas Rockstroh
Der Bärenreiter-Verlag setzt mit diesem Band eine Reihe fort, in der bereits Bände mit liturgischer Orgelmusik zur Passions- und Osterzeit und zur Weihnachtszeit erschienen sind. Konsequenterweise beschränkt der Herausgeber auch in diesem Band die Auswahl auf Komponisten der Spätromantik. Die meist choralgebundenen Werke stammen von eher weniger beachteten Komponisten wie Forchhammer, Claußnitzer, Weyhmann, Weidenhagen, Gulbins und Wolfrum. Als Schmankerl sind zwei Transkriptionen von Chopins berühmtem Trauermarsch und Selig, die da Leid tragen aus Brahms Requiem enthalten, die beide auch auf der Orgel ein dankbares Publikum finden werden.
Wirklich geniale Schöpfungen sucht man hier vergeblich, dafür wird man mit einer Fülle an solide komponierter und gut klingender Gebrauchsliteratur reichlich entschädigt. Die Stücke sind nach den Themenbereichen Ende des Kirchenjahres, Angst und Vertrauen, Geborgen in Gottes Liebe, Sterben und ewiges Leben und Bestattung geordnet. Damit ist der Band vielseitiger verwendbar, als der Titel es zunächst ahnen lässt. Nicht nur im November wird man gerne darauf zurückgreifen, denn die allermeisten Choralbearbeitungen lassen sich das ganze Jahr hindurch bei Begräbnisgottesdiensten gut gebrauchen.
Verschwiegen sei nicht, dass zur klangvollen Darstellung eine Orgel aus dem späten 19. Jahrhundert ideal wäre, ein modernes Instrument immerhin ein Minimum an romantischen Farben aufweisen sollte, da eine konsequent neobarock disponierte Orgel den Werken kaum zu einem befriedigenden Klanggewand verhelfen wird. Der vom Verlag angegebene Schwierigkeitsgrad leicht bis mittelschwer ist relativ optimistisch angesetzt. Die meisten Werke bewegen sich im Schwierigkeitsgrad von Regers op. 67 und sind damit schon keine ausgesprochene Prima-Vista-Literatur mehr.
Axel Wilberg