Rudolf Berchtel / Bruno Oberhammer

Orgellandschaft Bregenzerwald & Kleinwalsertal

Verlag/Label: Heimatpflegeverein Bregenzerwald 2023, 213 Seiten, 2 Audio-CDs, 28 Euro (Bezug: www.heimatpflegeverein.at)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2024/02 , Seite 58

Zahlenmäßig klein, aber durchaus fein scheint die Orgellandschaft dieser beiden Talschaften im Windschatten von Bodensee und Bregenzer Festspiel-Rummel zu sein. Dies lässt jedenfalls diese Dokumenta­tion in Text, Bild und Ton über ein nur wenige Gemeinden umfassendes Gebiet am Rand der Allgäuer Alpen vermuten. Nach einleitenden Kapiteln zur Regional- und Orgelgeschichte stellen die beiden ortsansässigen Organisten Rudolf Berch­tel (geb. 1961) und Bruno Oberhammer (geb. 1946) die 34 Instrumente des Bregenzerwaldes und des Kleinwalsertals vor.
Die zwei- bis sechsseitigen Porträtartikel setzen dabei unterschiedliche Akzente: Neben Informationen zu den Orgeln aus dem 19. bis 21. Jahrhundert erfährt man einiges über die (kirchen-)politischen Besonderheiten des seit 1814 zu Ös­ter­reich gehörenden Gebiets oder wie hartnäckig manche Gemeinden für ihre Kirche und Orgel kämpften. Die Aufmerksamkeit wird dabei auf durchaus bemerkenswerte Arbeiten bislang wenig beachteter Werkstätten wie Alois Schönach (1811–99), Firma Behmann (bis 1932) oder Gebr. Mayer (gegründet 1872) gelenkt. Vertreten sind außerdem bekanntere Firmen der näheren und weiteren Umgebung wie Martin Pflüger (1941–2021, Feldkirch, Vor­arlberg), Rieger (heute Schwarzach, Vorarlberg) oder Siegfried Schmid (Knottenried, Deutschland) und Zeilhuber (Altstädten, Deutschland). Manche Werke sind technisch einfallsreich in die meist sehr knappen Platzverhältnisse hineinkomponiert.
Obwohl die Registerzahl überschaubar bleibt, zeigt sich hier auf engstem Raum eine beachtliche mu­sikalische Vielfalt, die von Klangkonzepten des Spätbarock über verschiedene Phasen der Romantik bis hin zu Neobarock und Universal­orgeln reicht. Dies belegen eindrucksvoll die beiden Audio-CDs mit Aufnahmen aus der Zeit von 1954 bis 2023 an 14 der beschriebenen Instrumente. Neben Einspielungen der Autoren sind auch his­torische Aufnahmen, unter anderem der verstorbenen Organisten Anton Heiller und Günther Fetz, zu hören. Die naturgemäß etwas bizarre Kompilation ergibt ein interessantes zeitgeschichtliches Dokument in puncto Intonation und Interpretation und überrascht mit teilweise originellen Registrierungen.
Mutig ist die konsequente Schwarz-Weiß-Gestaltung; nur selten beeinträchtigen Alltagsgegenstände die Fotoaufnahmen. Ortsun­kundige müssen sich in dem großformatigen Band etwas orientieren: Hilfreich wäre es etwa gewesen, Erbauer und Baujahr der Orgeln (nochmals) bei den Dispositionen zu nennen oder in den Titeleien der CDs die Seitenzahl der Porträttexte anzugeben.
Insgesamt wird hier durch das bewundernswerte Engagement örtlicher Akteure der Orgelschatz eines kleinen Gebiets präsentiert, dessen Bewohnern dieses Kulturgut eindeutig seit Jahrhunderten sehr am Herzen liegt.

Markus Zimmermann