Schmeißner, Roman

Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen

Verlag/Label: WiKu-Verlag/Edition Dr. Stein, Duisburg/Köln 2015, 390 Seiten, 39,20 Euro
erschienen in: organ 2016/03 , Seite 60

Das vorliegende Buch unterscheidet sich von anderen Publikatio-nen dieser Art, da es ausschließlich Orgeln in Wallfahrtskirchen behandelt. Auch die betreffenden Kirchen selbst besitzen in der Regel eine lange und umfangreiche Geschichte, so dass neben Daten zur Orgel auch Hinweise zum Ort sowie zur Baugeschichte, zum Kunstinventar und zur Wallfahrt der jeweiligen Kirche zu finden sind – ein sehr erfreulicher, „ganzheitlicher“ Ansatz!
In dem alphabetisch gegliederten Katalog werden Kirche und Orgel nach folgenden Kriterien vorgestellt:
_Ort / Patrozinium
_Kultureller Ursprung, Kirche, Kultgegenstand und Wallfahrt
_Kirche
_Gnadenbilder bzw. Kultgegenstände
_Wallfahrt
_Geschichte der Orgeln
_Schriftliche Quellen zum Orgelbau
_Fotografische Dokumentation.
Roman Schmeißner stellt in seiner Abhandlung, die auf seine Dissertation Studien in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg (Universität Mozarteum Salzburg) zurückgeht, insgesamt elf Wallfahrtskirchen mit ihren Orgeln vor: Arnsdorf, Dürrenberg, Embach, Filzmoos, Großgmain, Kirchental, Maria Alm, Maria Bühel, Maria Plain, St. Leonhard ob Tamsweg, Torren. Die ersten Orgeln in der Salzburger Region sind in St. Leonhard ob Tamsweg 1442 (Orgelbauer Wolfgang Ruedorf?) und Maria Alm 1539 (unbekannter Orgelbauer) nachweisbar. Eine Blütezeit erlebte der Orgelbau dieser Region im 17. und 18. Jahrhundert, u. a. durch die Orgelbauer Chris­toph, Johann Christoph und Johann Rochus Egedacher. Nach den Koa­litionskriegen (1792–1815) geriet der Orgelbau in Verfall, da wegen allgemeiner Sparsamkeit nur dem jeweils billigsten Orgelbauer ein Auftrag erteilt wurde. Damit waren reisenden Handwerkern, die vorgaben, Orgelbauer zu sein und sich ohne tiefere Kenntnisse im Orgelbau in der Branche verdingten, Tür und Tor geöffnet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfuhr der Orgelbau der Salzburger Region wieder einen Aufschwung, u. a. durch die über­regional tätigen Orgelbauer Mauracher und Mooser. Allerdings wurden in dieser Zeit die meisten zuvor gebauten Orgeln ersetzt oder stark verändert, um den obligat vorgeschriebenen Volksgesang begleiten zu können. Ein besonderer Aspekt ist dabei, dass in Wallfahrtskirchen gelegentlich zwei Orgeln angeschafft wurden, wobei die kleinere von beiden wahrscheinlich bei Prozessionen mitgetragen wurde.
Betrachtungen über Orgelbauer im Bereich der Erzdiözese Salzburg, der Einsatz von Orgeln und die kirchenmusikalische Praxis in der Erzdiözese Salzburg und in ihren Wallfahrtskirchen, Nachrichten zur Musikpflege in Wallfahrtskirchen, Reformen zur Zeit der Aufklärung, Musikpflege nach der Säkularisierung, eine Auswahl von Orgelwerken für den liturgischen und konzertanten Gebrauch sowie ein umfangreiches Literaturverzeichnis runden diese gelungene und empfehlenswerte Arbeit ab, die 2012 in Österreich mit dem „Award of Excel­lence“ ausgezeichnet wurde.

Achim Seip