Laitenberger, Theophil

Organ Works

Verlag/Label: Dabringhaus und Grimm MDG 6061630-2
erschienen in: organ 2010/04 , Seite 55

Bewertung: 4 Pfeifen

Es ist dem Label nicht hoch genug anzurechnen, sich der Orgelwerke Theophil Laitenbergers (1903-96) angenommen zu haben. Laitenberger wurde in Esslingen und Stuttgart ausgebildet. Seine wichtigsten Lehrer waren Herman Roth, der Bach-Forscher und Organist Hermann Keller und der Liturgiker Ri­chard Gölz. Drei Jahrzehnte lang Schul- und Kirchenmusiker in Calw, entfaltete Laitenberger im Ruhestand eine rege schöpferische Kompositionstätigkeit.
An der Karl Schuke-Orgel von 1967 der Grunewaldkirche in Berlin spielten Andreas Sieling (Orgel), Wolfgang Talirz (Viola) und Luca Mariani (Oboe) zwei Choralvorspiele, eine Pastorale und eine Arabeske von 1974, drei Orgelsonaten sowie die Variationen über ein Thema von Frescobaldi für Viola und Orgel und eine Suite für Oboe und Orgel ein. Die Musik Laitenbergers ist so sensationell gut komponiert und packend gestaltet, dass man sich fragt, warum diese Werke nicht längst zum Standardrepertoire der Organisten gehören. Laitenberger selbst kommentierte seinem Stil so: „Es geht mir in meinen Kompositionen um eine sorgfältig gepflegte Linienführung, die sich aber harmonischen Bedürfnissen nicht rigoros verweigert und gelegentlich Zusammenklänge oder auch melodische Gebärden bringt, die in früheren Stilen kaum zu finden sind.“
Dem Komponisten waren bei der Realisierung seiner Werke „Klarheit“ und „Deutlichkeit“ ein zent­rales Anliegen. Insofern war die Wahl des Instruments der Grunewaldkirche eine äußerst glückliche. Dieser liebevollen und unübertroffen musikantischen Produktion mit ihren Maßstäbe setzenden Interpretationen wünscht man viele Hörer!
Das äußert informative dreisprachige Booklet bringt auch Laitenbergers eigene Kommentare zu seinen Kompositionen. Man vermisst lediglich Angaben zu den Musikverlagen (etliche Werke sind allerdings bislang leider Manuskript geblieben). Das sei hier nachgeholt: Kleine Choralmusiken und die Liebhaberstücke erschienen im G. F. Döring Musikverlag (Herrenberg), 3 Choralvorspiele im Band Schwäbische Orgelromantik bei Metzler (Stuttgart).
Andreas Willscher