Karl Hoyer

Organ Works

Anna Przybysz an der Sauer-Orgel (1904) der Michaelis­kirche Leipzig

Verlag/Label: Ars sonora, ARSO 182 (2021)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2025/03 , Seite 60

Bewertung: 4 von 5 Pfeifen

+ Karl Hoyer: Organ Sonatas
Anna Przybysz an der Sauer-Orgel (1908) der Lutherkirche Chemnitz
Ars sonora ARSO 206 (2022)

Karl Hoyer: Organ Works, Vol. 3
Anna Przybysz an der Sauer-Orgel (1908) der Lutherkirche Chemnitz
Ars sonora ARSO 222 (2023)

Es ist nicht ganz einfach, sich den meist groß angelegten Orgelwerken des bei Max Reger und Karl Straube ausgebildeten Karl Hoyer (1891–1936) zu nähern. Massige Klanggebilde wechseln mit bisweilen etwas zähen, dunklen Passagen. Viele der Kompositionen zeigen deutlich die Orientierung an Regers Schaffen, ohne jedoch dessen harmonische Finesse, Brillanz und (in den Fugen) Leichtigkeit zu erreichen. Besonders die freien Sätze (CD 3) wirken stre­ckenweise wie kontrapunktische Studien und die Auseinandersetzung des Komponisten mit Vorbildern und Formen der Ba­rockzeit – bis hin zur Triosonate.
Um so mehr ist es anzuerkennen, dass und wie die polnische Orga­nistin Anna Przybysz es dennoch versteht, diese schwergewichtige, oft schwermütige Literatur mit großem Engagement und dem nötigen Schwung anzugehen. Besonders in den choralgebundenen Sätzen findet sie immer wieder zu stringenter Linienführung. Nach ihrem Stu­dium in Warschau traf Przybysz offenbar an der Musikhochschule in Leipzig auf gute Voraussetzungen, sich intensiv mit Hoyers Werk zu befassen. Mit den beiden wohlbestückten und weitgehend original erhaltenen Sauer-Orgeln in Leipzig und Chemnitz wählte die Organistin nicht nur äußerst passende Instrumente, sondern setzt deren reichhaltigen Klangfundus in höchst differenzierten Registrierungen ein. Beide Orgeln stehen außerdem in Bezug zu Lebensstationen des nach einem Motorradunfall verstorbenen Komponisten.
Die drei CDs sind als umfassende Dokumentation der Orgelwerke Hoyers angelegt, ohne durchgängig als Ersteinspielungen zu fungieren. Die Texte der Beihefte, teilweise in Polnisch, Englisch und Deutsch, informieren eher knapp über den Komponisten und seine Werke; enthalten sind außerdem die Orgeldispositionen. – Bei allem Respekt für die sowohl interpretatorisch als auch technisch einwandfreie Leistung von Anna Przybysz bleibt dennoch die Frage, wie und wo die Musik von Karl Hoyer heute eingesetzt werden kann – ähnlich, wie dies etwa für Werke von Franz Schmidt oder Johann Nepomuk David gilt. So liegt das Verdienst dieser Einspielungen vor allem darin, das Orgel-Œuvre eines Vertreters der Leip­ziger Schule am Ende der Spätromantik auf der Suche nach einem neuen Klangstil umfassend zu dokumentieren.

Markus Zimmermann

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support