Kunze, Joachim J. K.

ORETAG – Eine Klangkrea­tion für Trompete, Orgel und Percussion

Verlag/Label: Chromart Classics TXA 13030 (2013)
erschienen in: organ 2014/01 , Seite 59

2 von 5 Pfeifen

Die eingespielte Musik wird im CD-Booklet als „kurzweilig“ angepriesen, die Registrierung als „einfühlsam“ und die Percussionstimme als „präsent“ und doch „nie aufdringlich“. Joachim J. K. Kunzes ORETAG ist nicht etwa mit Komposition oder Improvisation betitelt, sondern mit dem wohl bewusst etwas unklaren Begriff der „Klangkreation“. Im Booklet heißt es hierzu, es würde ein „völlig neuartiges Werk“ entstehen. Es ist doch schade, dass die Beurteilung der Musik von den Herausgebern nicht dem Hörer selbst überlassen wird.
 Die dargebotene Musik ist eine Mischung aus Filmmusik, populären Elementen und klassischen Stilfragmenten. Die einzelnen Titel gestalten Bibelstellen tonmalerisch aus. Die „Signaltrompeten“ aus dem Buch Numeri erschallen und werden in einen Marsch überführt. Es gibt eine Choralbearbeitung von „Großer Gott, wir loben dich“, farblich austariert mit 4’-Orgel, Sticks und Trompeten-Cantus-firmus. „Je­sus in der Wüste“ beginnt mit fins­terem Schlagzeugsolo, die „Ankündigung von Leiden und Auferstehung“ mit verschnörkeltem Orgelsatz. Besetzung und Bearbeitung erinnern an eine Mischform, die oft in der Gestaltung von katholischen Jugend- und Familienmessen auftaucht. Traditionelle Instrumente werden zu einer „Band“ umfunktioniert, die in gehaltenem Poptakt ausdrucksreiche Melodieeinlagen vorbringen. Dass Joachim J. K. Kunze, Nicolo Sokoli und Kuno Wagner dies mit Leichtigkeit tun, steht außer Frage.
 Die Musik, die durch ihren funktionalen Charakter im Gottesdienst Sinn macht, verliert auf der CD ihren Charme. Es ist Musik, die weder als Hintergrundmusik noch als Musik zum Zuhören gemacht ist. Die gut nachvollziehbare Ausdeutung der einzelnen Bibelpassagen könnte man sich im Zusammenhang mit Kinder- und Jugendgottesdiensten vorstellen, wo die jeweilige biblische Darstellung eines akustischen Gegenübers bedarf. Was die Aufnahme problematisch macht, ist die offensichtliche Popularform der Musik, die auf klassischen Instrumenten nicht recht zur Geltung kommt. Während man sie bei einer Live-Aufführung sicher genießen würde und Freude an den „swingenden“ Elementen haben kann, lässt die Musik als Aufnahme Fragen offen.

Dominik Susteck