Froberger, Johann Jakob

Neue Ausgabe sämtlicher Werke

Band V.1: Clavier und Orgelwerke abschriftlicher Überlieferung – Toccaten hg. von Siegbert Rampe

Verlag/Label: Bärenreiter BA 9211
erschienen in: organ 2012/02 , Seite 56

Über die umfangreiche Bärenreiter-Neuausgabe der sämtlichen Werke Johann Jakob Frobergers kann bislang prinzipiell nur Lobendes gesagt werden. Neben einer Neubewertung bereits bekannter Quellen fließen hier auch neu oder wieder entdeckte Überlieferungen mit ein, was die textkritische Qualität gegenüber älteren Editionen deutlich steigert, da gerade für Froberger in den letzten Jahren relevante Quellenfunde zu verzeichnen waren. Weiterhin bürgt Herausgeber Siegbert Rampe als ausgewiesener Froberger-Experte für eine gewohnt ge­wissenhafte editorische Arbeit bis in alle Detailaspekte.
Die hier versammelten Toccaten handschriftlicher Überlieferung sind ausnahmslos von herausragender musikalischer Qualität und auf der Orgel wie auf dem Cembalo gleichermaßen darstellbar. Ergänzt wird die Sammlung durch einige Werke ungesicherter oder zweifelhafter Autorenschaft. Bemerkenswert sind auch die Verzierungen in einer Abschrift Gottlieb Muffats, die hier ebenfalls wiedergegeben sind. Auch wenn es sich streng genommen um etwas spätere Zutaten handelt, erhält man gleichwohl einen Eindruck, wie reich diese Musik „stilgerecht“ und sinnreich ornamentiert werden kann.
Wenn man an dieser Ausgabe überhaupt etwas bemängeln möchte, dann vielleicht dies: Alle angegebenen Varianten sind jeweils in den Hauptnotentext integriert worden, sei es als Fußnote, als „Ossia“-Zusatz, im Kleinstich oder bei Akzidentien in Klammern. Einerseits ist so zwar eine gründliche Überschau über alle Überlieferungsvarianten quasi auf einen Blick möglich, ohne dass im kritischen Bericht erst umständlich nachgeblättert werden muss. Für den Praktiker ergibt sich bei manchen Werken so allerdings ein recht überfrachtetes und unübersichtliches Notenbild, das – möglicherweise noch versehen mit eigenen handschriftlichen Eintragungen – eine zusätzliche und letztlich vermeidbare lesetechnische Herausforderung für den Interpreten darstellt.

Axel Wilberg