Rihards Dubra

Music for Organ

Aigars Reinis, Ilze Reine an der F. E. Walcker-Orgel des Rigaer Doms

Verlag/Label: 2 CDs, Skani (2025)
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2025/03 , Seite 62

Bewertung: 4 von 5 Pfeifen

Auf vorliegender CD des verdienstreichen lettischen Labels Skani spielt das Rigaer Organisten-Ehepaar Ilze Reine und Aigars Reinis das bisherige Gesamtwerk für Orgel des 1964 in Riga geborenen Rihards Dubra. Dass dieser selbst als Organist tätig war und von ganzem Herzen Kirchenmusiker ist, hört man seinen Werken durchgehend an.
Dubra ist kein Avantgardist. Allein Titel wie Toccata, Fantasie und Fuge stellen die Hälfte der eingespielten Werke schon sprachlich in eine neobarocke Tradition. Auffällig ist, dass Dubras Werke meist tra­ditionell anfangen und erst gegen Schluss eigenständigere Klangwelten erschließen. Man sollte die Stücke immer bis zum Ende hören, oft wird man im Laufe der Komposi­tion durch minimalistische Ostinati, hereinbrechende Cluster und schärfere Dissonanzen überrascht, die die Werke über reine Stilkopien erheben.
Die anderen Stücke haben programmatische Titel und stehen in der mystisch-katholischen Tradition eines Jean Langlais und vor allem Olivier Messiaen. Werke wie The Touch of the Gaze of Our Lady (1999) oder Meditation in the Light of the Mystic Rose (2002) entwickeln zudem einen an Arvo Pärt geschulten meditativen Sog. Andere, wie The Divine Rose (2016) und vor allem The Longing of Eternal Hills (1995), überzeugen weniger. Die langsamen Stü­cke, vor allem das Ende von Litany of the Forgiving Light (1999), erinnern in ihrer hymnischen Klang­­spra­che an Dubras berühmten älteren Rigaer Komponistenkollegen Pē­­teris Vasks, erreichen aber meist nicht dessen existenzielle Wucht.
Außergewöhnlich ist das mit rund 17 Minuten umfangreichste Stück des Doppel-Albums, die 2021 für vierhändige Orgel komponierte Petite symphonie, die sich mit ihrem französischen Titel in die große Tradition der Orgel-Sinfonien stellt, diese aber durch ihren minimalistischen Duktus eindrucksvoll erweitert. Die Organist:innen bedienen hier nebenbei noch Schlaginstrumente, die dramatisch und wirkungsvoll eingesetzt werden. Ilze Reine und Aigars Reinis sind nicht nur hier aufs Beste vertraut mit der großen Walcker-Orgel und zeigen auf beiden CDs deren vielfältige Klangfarben.
Am repertoiretauglichsten dürfte die Carson Cooman gewidmete Toc­cata aus dem Jahr 2012 sein, die bereits James D. Hicks in Volume XV seiner Nordic Journey eingespielt hat (Rezension siehe organ 1/2025), außerdem die 2023 für Hicks geschriebene Toccata und Fuge, die bewusst an die berühmte Widor-Toccata erinnert und ganz in französischer Tradition steht.
Die im Booklet aufgestellte Behauptung, dass die Rigaer Walcker-Orgel zu den wertvollsten romantischen Orgeln der Welt gehört, mag man teilen oder nicht. Bedeutend ist das auch akustisch sehr gut eingefangene Instrument auf jeden Fall. Ausgesprochen schade ist es daher, dass weder die Disposition der Orgel noch Angaben zu einzelnen Registrierungen der Werke gemacht werden – ein Manko, welches die insgesamt sehr verdienstvolle Produktion etwas abwertet.

Christian Münch-Cordellier

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