Oberhammer, Bruno / Michael Kasper

Montafoner Orgellandschaft

Barocke Orgelmusik an historischen Orgeln der Pfarr- und Wallfahrtskirche Tschagguns + CD „Te deum laudamus“

erschienen in: organ 2017/01 , Seite 59

Das Montafon ist ein 39 Kilometer langes Tal im österreichischen Vorarlberg mit einer außergewöhnlichen Orgellandschaft. Auf denkbar engs­tem Raum finden sich dort 16 Orgeln von nur einem bis 41 Regis­tern, die zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert erbaut wurden und die bis vor nicht allzu langer Zeit noch we­nig bekannt waren.
Der international bekannte Vor­arl­berger Organist Bruno Oberhammer legt mit diesem Buch eine umfangreiche Forschungs­arbeit vor, die mit Unterstützung durch die Montafoner Museen durchgeführt werden konnte. Anlass für die Publikation war das 200-jährige Bestehen der Bergöntzle-Orgel in der katholischen Wallfahrtskirche zu „Unserer Lieben Frau Mariä Geburt“ in Tschagguns im Montafon, die bereits vor über zwanzig Jahren durch die Orgelbau­er Georges Lhôte und Ferdinand Stemmer nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten restauriert worden ist.
 Neben diesem Instrument werden in dem Buch Montafoner Orgellandschaft noch folgende Orgeln vorgestellt: Bartholomäberg (Johann Michael Graß 1792), Gant­schier (Mathis 2013), Gaschurn (Georg Johann Mayer 1884), Gortipohl (Toggenburger/Appenzeller Hausorgel; Erbauer und Baujahr unbekannt), Innerberg (Gebr. Mayer 1943), Latschau (Martin Pflüger 1983), Partenen (Bernhard Joseph Taschanun 1869), St. Anton (Gebr. Mayer 1999), St. Gallenkirch (Mar­tin Pflüger 2001), Schruns (Martin Pflüger 1988), Silbertal (Anton Beh­mann 1903) und Vandans (Walcker 1961). Begrüßenswert ist der wissenschaftliche Ansatz, nicht nur die jeweiligen Orgeln, sondern auch die dazugehörigen Kirchen mit ihrer Baugeschichte zu dokumentieren, weshalb in diesem Buch nicht nur Orgel-, sondern auch Gebäude- und Innenraumfotos zu finden sind (Fotos von Darko Todorovic in vorzüglicher Qualität).
Die ganz im elsässischen Stil 1816 von Joseph Bergöntzle (1754–1819) erbaute Orgel in Tschagguns ist mit ihren drei Manualen, Pedal und 38 Registern ein herausragendes Instrument. Seine Klangpracht stellt Bruno Oberhammer auf der das Buch ergänzenden CD mit Werken von Buxtehude, J. S. Bach und Pierre du Mage (1674–1751) vor. Das Besondere an dieser Aufnahme ist, dass das Te deum von Buxtehude sowie die Suite von du Mage in ihrer ursprünglichen liturgischen Funktion zu hören sind, nämlich als „autonome“ Versetten zum Gregorianischen Choral. Die gregorianischen Verse werden von einer dreiköpfigen Cho­ralschola un­ter der Leitung von Clemens Morgenthaler mit großem Engagement vorgetragen. Als „Sah­nehäubchen“ ist zudem noch eine kleine steirische Tischorgel (1741), die sich seit 2015 in der Kirche befindet, mit Versetten von Cavazzoni und Frescobaldi über den Hymnus „Ave maris stella“ zu hören, wiede­rum unter der Mitwirkung der Choralschola. Besonders reizvoll sind die leisen Nebengeräusche der mit der Hand betätigten Bälge.
Alles in allem liegt hiermit erneut eine hervorragend gelungene organologische Dokumentation aus Österreich vor, die in ihrer vorbildlichen editorischen Art viele Nachahmer finden sollte.

Achim Seip