Torsten Laux / Stefan Antweiler

Module zur Orgelimprovi­sation im Gottesdienst Teil 4

Barocke Formen der c.-f.-Bearbeitung

Verlag/Label: Are-Verlag, Köln 2020
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2020/04 , Seite 60

“Insgesamt präsentiert das Autorenduo wieder einmal ein gut recherchiertes Kompendium barocker Improvisationsformen mit vielen Ansatzoptionen zur Nachahmung, Weiterführung, Umformung, etc. Vor allem in der pädagogischen Annäherung an komplizierte kontrapunktische Strukturen aus der (strengen) Barockzeit, die der Improvisationskunst bisher nicht gerade vermittelnd begegneten, liegt das große Verdienst dieser Publikation.”

In der stilgebundenen Orgelimprovisation bestimmen einige Kompetenzen das erfolgreiche Fortschreiten durch den Garten der zu erreichenden Formen: zunächst die sich entwickelnde Stilkenntnis, in deren Folge sich schließlich durch das Erlernen geeigneter Stereotypen eine Spielroutine entwickelt, die über das schnelle Umsetzen komplizierter kognitiver Prozesse eine sinnvolle Verbindung aus Stil-Collage mit improvisatorischem Impetus schafft.
Eine Anleitung hierzu ist zumeist schwer vermittelbar, weil bei den arrivierten und prominenten OrgelimprovisatorInnen in diesem Genre eine gehörige Portion Begabung in der schnellen Umsetzung dieser bis zu einem bestimmten Grad erlernbaren Kompetenzen hinzutritt. Die skizzierten KünstlerInnen hätten die vorliegende Schule wohl nicht nötig gehabt, können mit ihrer Hilfe aber möglicherweise pädagogische Modelle für den Unterricht extrahieren.
Die Reihe der Improvisations-Anleitungen Module zur Orgelimprovisation des Autorenteams Tors­ten Laux und Stefan Antweiler wird mit der vorliegenden Publikation nach den Techniken der Choralbegleitung, dem Band pop meets organ und den zeitgenössischen modalen Techniken um einen thematisch nicht konsekutiven Band erweitert, der sich nun den barocken Cantus-firmus-gebundenen Improvisationsformen zuwendet. Auch hier werden verschiedene Modelle vom Kleinen ins Große anhand einfacher Beispiele, die für engagierte Organis­tInnen sowohl nachspielbar als auch weiterführbar sind, extemporiert. Im Kontext entsteht eine kleine Formen- und Stilkunde „zum Anfassen“, die sich in der bisherigen Literatur in dieser Komplexität nicht findet. Zu jeder aus der Orgelmusikgeschichte gewonnenen Form exis­tiert ein Funktionsschema historischer Muster, die auf bestimmte Choralmelodien anwendbar sind, die jeweils kurz vorgestellt werden.
Die Autoren bearbeiten so kleine Vorspielformen („Echo-Choral, Blä­sersatz, figurierter Satz“), aber ebenso auch dem Hochschulalltag vorbehaltene komplexere Satzstrukturen, die nur selten im liturgischen Kontext umgesetzt werden: Trio, fu­gierte Formen, Concerto oder Passacaglia.
Insgesamt präsentiert das Autorenduo wieder einmal ein gut recherchiertes Kompendium barocker Improvisationsformen mit vielen Ansatzoptionen zur Nachahmung, Weiterführung, Umformung, etc. Vor allem in der pädagogischen Annäherung an komplizierte kontrapunktische Strukturen aus der (strengen) Barockzeit, die der Improvisationskunst bisher nicht gerade vermittelnd begegneten, liegt das große Verdienst dieser Publikation.

Jörg Abbing