Martin Hoffmann

Missa Ukraina

für hohe Stimme und Orgel (2022)

Verlag/Label: Laurentius-Musikverlag, LMV 427
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2023/01 , Seite 59

Passend zur aktuellen politischen Situation und bezugnehmend im Speziellen auf den Ukraine-Krieg, aber auch die kirchenmusikalische Situation als Folge der Corona-Pandemie, komponierte der relativ unbekannte Münchner Komponist Martin Hoffmann, eigentlich Schulmusiker und Musikjournalist, 2022 aus einem Reflex heraus, wie er schreibt, seine 13-seitige Missa Ukraina. Bereits das Deckblatt weist unübersehbar darauf hin, denn es zeigt das Brandenburger Tor in den Farben der ukrainischen Flagge, wenn auch in etwas undeutlichem Druck. Warum gerade das Brandenburger Tor gezeigt wird und nicht etwas typisch Ukrainisches, bleibt dahingestellt und wird auch nicht näher erläutert.
Musikalisch handelt es sich um eine weniger tonal gedachte Messe im typischen Aufbau von Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei in lateinischer Sprache für eine hohe Stimme; Hoffmann präferiert hier Sopran oder Tenor und Orgel bzw. Klavier. Betrachtet man aber die Stimmführung differenzierter – der Stimmumfang reicht von e1 bis g2 – wäre hier ein Mezzosopran durchaus die geeignetere Wahl. Warum in einer Messe für die Ukraine Lateinisch gesungen und nicht die dortige Landessprache gewählt wird, bleibt unverständlich. Als Bezug zur Ukraine schuf sich Hoffmann einen gregorianisch inspirierten Cantus firmus im Kyrie, den er der Ukrainischen Nationalhymne, komponiert von Michailo Werbizki (1815–70), entnahm. Damit ist aller Bezug zum Ukraine-Krieg erklärt, weitere Hinweise als auf den Cantus firmus der Ukrainischen Nationalhymne und das Titelblatt sind nicht zu finden, auch keine Bezugnahme auf ukrainische Musik, was das Werk sicherlich musikalisch interessanter gemacht hätte. Im von ihm eigens verfassten Vorwort gesteht Hoffmann ebenso, dass er das Werk in wenigen Tagen schuf, woraus sicher einige Unzulänglichkeiten zu erklären wären.
Dem Druck vorangestellt ist die ukrainische Nationalhymne in Lautschrift, kyrillischen Buchstaben und deutscher Übersetzung. Der Gesangspart, der sich eher für eine Mezzosopranistin eignet, alludiert den Cantus firmus immer neu und ist durch ständige melodische Wiederholungen geprägt, teilweise kurz nacheinander, wobei aber auch der Klavierpart nicht gerade für Abwechslung oder melodische Grundierung sorgt. So kreist der Gesang immer um bestimmte Töne, die wieder und wieder aufgegriffen werden. Doch darf der Gesangspart auch vom unisono gesungenen Chor übernommen werden, denn es finden sich Hinweise auf Solo- und Tuttistellen im Notentext, was aber im Titel der Messe nicht unbedingt sichtbar wird. Der Klavier- oder Orgelpart ist mehr als eintönig zu hören wie auch zu spielen, da sich immer die gleichen Dreiklangsfolgen, teilweise über Takte hinweg, abwechseln. Verwendet wird überwiegend der Viervierteltakt, wogegen vor allem im Gloria Taktwechsel auftreten.
Der Druck ist übersichtlich gestaltet, mit Takt- und Dynamik­angaben. Bei Wiederholungen wird extra noch vermerkt „2mal spielen“, obwohl dies doch aus dem Notentext hervorgeht. Leider nicht unbedingt eine Empfehlung …

Claudia Behn