Like a Phoenix from the Ashes. An Organ Portrait

Gdańsk Organ Landscape, Vol. I. Andrzej Mikolaj Szadejko an der Orgel der Franziskanerkirche St. Trinitatis in Danzig

Verlag/Label: Musikproduktion Dabringhaus und Grimm, MDG 906-2157-6
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2020/04 , Seite 54

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Es ist eine gute Idee, ein Orgel­porträt entlang der verschiedenen Entwicklungsstadien zu konzipieren. So hat der als Professor an der Musikhochschule in Gdańk wirkende Andrzej Mikolaj Szadejko sein Programm jenen Baustufen angepasst, die das Instrument in der dortigen Trinitatiskirche durchlaufen hat. 2018 wurde durch Kristian Wegscheider und Szymon Januszkiewicz jenes Werk aus den noch vorhandenen Teilen neu erschaffen, das 1618 durch Merten Friese begonnen und 1703 durch Tobias Lehmann bzw. 1757 durch Friedrich Rudolf Dalitz erweitert wurde. Die dreimanualige Orgel auf Principal-16’-Basis bündelt Einflüsse des nord-, mittel- und süddeutschen Barock und hält eine erstaunliche Palette an Farben sowie beachtliches gravitätisches Potenzial bereit. Mit dem prächtigen Gehäuse steht das Instrument rechts auf dem Lettner der spätgotischen Trinitatiskirche, stets auch ein Ort gelebter ökumenischer Musizierkultur, an prominenter Stelle.
Passend dazu spannt die von Szadejko packend gespielte und fein ausregistrierte Präsentation einen weiten Bogen, beginnend mit einer Toccata aus der sogenannten Danziger Orgeltabulatur, kurz vor dem Baubeginn der Trinitatis-Orgel aufgezeichnet. In diese frühe Schicht gehören auch Sweelincks Variationen über einen polnischen Tanz („Soll es sein“). Girolamo Frescobaldi und seine Schüler Johann Froberger, Johann Kaspar Kerll und Georg Muffat sind mit typischen Werken vertreten, registriert im Geist ihrer regionalen Herkunft; bei Frescobaldis Marien-Anrufungen tritt eine Schola hinzu. Diese steuert auch zu Buxtehudes Magnificat Primi Toni die Choralverse bei und folgt damit der Alternatim-Praxis.
Als weiteres Beispiel norddeutscher Orgelmusik sind Georg Böhms Variationen „Ach wie nichtig“ in kammermusikalischen Regis­trierungen aufgenommen. Johann Sebastian Bach ist mit der selten gespielten Fantasie und Fuge a-Moll (BWV 561) berücksichtigt, bei der dem sonst in angemessenen Tempi agierenden Interpreten etwas die Gäule durchgehen. Den Abschluss bildet Andreas Nicolaus Shades Passacaglia in d „con tema di Buxtehude il maniera di Bach“ (1705). Zu diesem merkwürdigen Stück erfährt man aus dem leider etwas holprig übersetzten, aber durchaus informativen Booklettext (E/F/D) nichts. Dies schmälert jedoch das positive Hörerlebnis keineswegs, das von Szadejkos Liebe zur Clavier-Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts zum Genuss gesteigert wird.

Markus Zimmermann