Kölner Fanfaren
17 festliche Orgelstücke, hg. von Winfried Bönig und Hans-Peter Bähr
Kölner Fanfaren ist der Titel einer Sammlung von 17 Auftragskompositionen für die Orgeln des Kölner Doms unter Berücksichtigung insbesondere der beiden neuen Hochdruckregister Tuba episcopalis und Tuba capitularis (Orgelbau Klais). Die Edition präsentiert sich großformatig, was im Verbund mit dem gut lesbaren Satz- und Druckbild dem Spieler die Lesbarkeit sehr erleichtert. Der Gattungsbegriff Fanfare ist in diesem Fall formal weiter zu fassen, da manche Stücke eine eher freie Gestaltung oder toccaten-ähnlichen Charakter aufweisen.
Der Band hält einen netten Einstieg parat aus der Feder des jüngst erst verstorbenen einstigen Münchner Domorganisten und Orgelprofessor Franz Lehrndorfer, dessen heitere Komposition in klassischer A-B-A-Form sich rasch erlernen lässt. Wichtig ist, dass sich die meisten dieser Stücke adäquat auf jeder mittelgroßen Orgel, die wenigstens über eine sonore Plenumzunge der 8-Lage im Manual verfügt, darstellen lassen, und nicht nur auf der opulenten Orgelanlage des Kölner Doms.
Die Kompositionen von Robert Jones, Gereon Krahforst, Christopher Tambling (mit rhythmischer Anlehnung an Elgars Marsch Nr. 4 aus Pomp and Circumstance), Colin Mawby und Harold Britten stehen mehr oder weniger in direkter Nachfolge englischer Trumpet-Tunes und Processional-Fanfares. Allerdings bleibt es dankenswerterweise auch nicht ausschließlich bei dieser Stilistik. Peter Planyavskys typisch wortgewitztes kurzes Stück lässt sich da schon weniger klar typisieren; Michael Hoppes Trumpet Tune endet eher als Toccata mit Cantus-firmus-Durchführung im Bass. Interessant und auch wirklich fanfarenartig ist die Oster-Fanfare von Massimo Nosetti; in Anlage und Spielfiguration vielleicht etwas plakativ Resurrectio von Enjott Schneider; archaisch anmutend und wirkungsvoll durch die organalen Anklänge die Entrada y Batalla von Hans Dieter Möller; durch ihren harmonischen Klangzauber bestechend Contrastes von Daniel Roth. Die Kölner Fanfare von Dariusz Przybylski entwickelt einen interessanten Personalstil und zählt schon zu den schwierigeren Stücken des Bandes. Das virtuose Trumpet Tune von Bernhard Blitsch erinnert anfänglich an Prokofjews Toccata.
Die Batalla aus der Feder des amtierenden Kölner Domorganisten Winfried Bönig (mit Reminiszenzen an Duprés Symphonie-Passion) zählt für mich fraglos zu den besten Stücken des Hefts. Hier stehen neben der gekonnten Machart die exzellente Wirkung und der Übeaufwand in einer perfekten, ausgewogenen Relation zueinander. Als gelungen und zugleich technisch anspruchsvoll erweist sich das anschließende Alla batalla von Odilo Klasen, während man sich bei den die Sammlung abschließenden Easter Fanfares des US-Amerikaners Stephen Tharp ernsthaft die Frage stellt (eine sehr windstabile Orgel und eine sehr lockere und ausdauernde Repetitionstechnik vorausgesetzt!), ob sich der übetechnische Aufwand, den man in dieses Stück investieren müsste, tatsächlich lohnt und man nicht gleich lieber in ähnlichem Stil improvisiert
Insgesamt bilden die Kölner Fanfaren eine sehr interessante Sammlung von Werken unterschiedlichster stilistischer Couleur und differierendem Schwierigkeitsgrad.
Christian von Blohn