Schröder, Dorothea

Johann Sebastian Bach

(Reihe C. H. Beck Wissen)

Verlag/Label: C. H. Beck, München 2012, 128 Seiten, 8,95 Euro |?eBook 7,99 Euro
erschienen in: organ 2012/04 , Seite 63

Über kaum einen Komponisten dürfte so viel geschrieben worden sein wie über Johann Sebastian Bach. Deswegen birgt es stets auch ein beachtliches Risiko, eine weitere Monografie zu schreiben, muss man als AutorIn doch stets befürchten, wichtige Neuerkenntnisse der Forschung unberücksichtigt zu lassen oder aber sich in Details zu verstri­cken. Die Hamburger Musikwissenschaftlerin Dorothea Schröder beschreitet einen ungefährlicheren Weg, indem sie den Umfang des Bandes vorab stark beschränkt hat. Es handelt sich also zwangsläufig eher um eine biografische Einführung denn um eine Monografie. Zugute kommt diesem Bändchen eine flotte und gut lesbare, nie aber oberflächliche Schreibe, die an englischsprachige Vorbilder gemahnt.
Inhaltlich zeigt sich Dorothea Schröder auf der fachlichen Höhe der Zeit, wobei allerdings einiges auch arg pauschalisiert wird. Obgleich sie immer wieder erkennen lässt, dass sie weder eine Heroen­geschichte schreiben noch weiterer Legendenbildung Nahrung geben möchte, spielt ein solcher die Person Bachs idealisierender Hintergrund doch leider immer wieder in die Beschreibungen hinein. Die enorme Arbeitslast etwa, die Bach in seinem ersten Leipziger Jahr auf sich genommen hat, wird durch die Übernahme zahlreicher Weimarer Kantaten doch stark relativiert, was Schröder etwa verschweigt. Bach bleibt also auch hier letztlich der „größte Komponist“ und der „beste Familienmensch“, auch wenn manches Dokument zumindest gegen Letzteres sprechen könnte.
Das Register beschränkt sich auf nur wenige im Text benannte Personen, ist für die Benutzerpraxis also kaum brauchbar.

Reinmar Emans