Bach, Johann Sebastian
Italienisches Konzert F-Dur BWV 971
Bearbeitung für Orgel von Heinz-Peter Kortmann
Dieses Konzert bietet sich durch seine klar gegliederte Concerto-Form geradezu an, für die Orgel transkribiert zu werden. Selbst Arrangements für unterschiedlichste Orchesterbesetzungen sind von diesem Werk auf dem Markt, obwohl der Komponist im Vorwort unmissverständlich anmerkte:
vor ein Clavizymbel mit zweyen Manualen
. Insofern stellt sich bei der Beurteilung dieser Transkriptionen stets die Frage, wie es sich explizit gerade mit diesem Werk verhält. Andererseits kann man entgegenhalten, dass es zu dieser Zeit gang und gäbe war, den Begriff Clavier recht weit zu fassen, wiewohl Bach ja selbst beim Transkribieren nicht gerade abstinent war.
Will damit sagen, dass Heinz-Peter Kortmanns Edition absolut ihre Berechtigung besitzt, obwohl damit BWV 971 nicht zum ersten Mal für die Orgel übertragen wurde. An verschiedenen Details kann man erkennen, dass Kortmann als Vorlage nicht die beiden Erstdrucke von 1735 sowie Bachs Handexemplar des Erstdrucks mit einigen Verbesserungen benutzte, sondern auf eine der zahlreichen Urtextausgaben zurückgriff.
Auf der Innenseite des Titelblatts gibt es ein knapp gehaltenes Vorwort mit hauptsächlich analytischen Annotationen zum Aufbau der einzelnen Sätze. Auf einen kritischen Bericht, der ohnehin bei einer derartigen Ausgabe keinen rechten Sinn macht, wurde verzichtet. Dennoch wären einige Hinweise auf diverse Veränderungen der Stimmführung und auf zusätzliche Ergänzungen durchaus hilfreich gewesen. Das betrifft neben einigen Artikulationszeichen vorrangig den zweiten Satz, dessen markante Tonrepetitionen der linken Hand in ganz wesentlichem Maße den Duktus der Begleitstimme ausmachen. Kortmann hat diese Tonrepetition in Oktavsprünge des Pedals aufgelöst. Bach verzichtete jedoch bewusst darauf, um dem Affekt dieses Satzes eine deutliche Prägnanz zu geben.
Das im Originaltext oft vorkommende Kontra-A des Cembalos hat der Herausgeber jeweils sinnvollerweise nach oben oktaviert, allerdings dafür in einem Fall das (auf der Orgel nicht ausführbare) Kontra-B im Pedal stehen lassen. Apropos Klaviaturumfänge: Es wäre praktikabel gewesen, im Pedal die Töne d und es zu vermeiden, um mit dieser Transkription auch auf einer historischen Orgel gut zurechtzukommen. Sehr üppig hat Kortmann den Notentext mit Fingersätzen versehen. Das ist einerseits lobenswert, aber nicht unbedingt jedermanns Sache. Die Einrichtung der Pedalstimme beschränkt sich auf eine Basslinie ganz in Stil des Basso continuo. Insofern werden dem Spieler keine nennenswerten spieltechnischen Hürden in den Weg gelegt. Die Angaben zu den Manualwechseln sind wie im Erstdruck notiert auf Forte und Piano beschränkt. Insgesamt handelt es sich um eine im Notenbild sehr angenehm zu lesende und empfehlenswerte Edition, bei der man, deutlich erkennbar, Wert auf gute Wendestellen legte.
Felix Friedrich