Scheidt, Samuel
Handschriftlich überlieferte Werke für Clavier (Orgel, Cembalo)
hg. von Pieter Dirksen
Der Verlag Breitkopf & Härtel hat sich bereits mit der Neuausgabe der Tabulatura Nova aus dem Jahr 1624 (hg. von Harald Vogel) um das Musikschaffen des großen Sweelinck-Schülers verdient gemacht. Diese bedeutende Sammlung von Clavierwerken stellt den ersten Tastenmusik-Druck in Deutschland dar, bei dem die fünflinige Partiturnotation Anwendung fand. Nun liegt in derselben Reihe auch eine neue Edition der handschriftlich überlieferten und Scheidt zugeschriebenen Werke vor. Sicherlich ist die Tabulatura Nova als das unangefochtene Hauptwerk des Komponisten anzusehen, das ihm schon zu Lebzeiten entsprechenden Ruhm garantierte. Gleichwohl stellen die in dem vorliegenden Band versammelten Toccaten, geistlichen und weltlichen Variationszyklen keineswegs automatisch einen qualitativ nachrangigen Beitrag des Komponisten zur Tastenmusik des 17. Jahrhunderts dar. Ein entdeckungsfreudiger Spieler findet hier reichlich wundervolle Musik, die meist wahlweise auf der Orgel oder dem Cembalo interpretiert werden kann. Hervorgehoben seien die Variationen zu Wie schön leucht uns der Morgenstern und die spielfreudige Bergamasca. Das reichlich mit Fingersätzen bezeichnete Praeludium in d bietet zudem wunderbares Studienmaterial für historische Applikaturen. Weiterhin wurden alternative Varianten der Tabulatura Nova abgedruckt. Insbesondere das informative Vorwort des Herausgebers und der ausführliche kritische Bericht erfüllen alle Anforderungen an eine zeitgemäße kritische Notenausgabe.
Axel Wilberg