Thorsten Schmid-Kapfenburg

h e a e es. Hetaera Esmeralda

Fantasie für Trompete und Orgel nach einem Motiv aus „Doktor Faustus“ von Thomas Mann (2002)

Verlag/Label: Verlag Neue Musik Berlin, NM 2453
erschienen in: organ 2017/04 , Seite 63

Der 1967 geborene Komponist stammt aus Hamburg und absolvierte dort seine musikalische Ausbildung in den Fächern Klavier, Trompete und Violine. Nach Stationen im Landesjugendorchester Hamburg machte er zudem erste Erfahrungen als Gastdirigent. Ab 1983 erhielt Thorsten Schmid-Kapfenburg dann Unterricht bei Detlev Glanert und fing mit dem Komponieren an. Nach dem Dirigierstudium war er in Kiel als Solorepetitor, Kapellmeister und Assis­tent tätig. Später wechselte er an die Deutsche Oper Berlin sowie nach Münster.
Im Vorwort schreibt der Autor: „Die Wahl der Orgelregister überlässt der Komponist vertrauensvoll der Fantasie und dem guten Geschmack des Organisten.“ Der Interpret soll also die Registrierung aus der Dynamik ableiten. Wie schon aus dem Titel h e a e es. Hetaera Esmeralda ersichtlich, ist das musikalische Motiv der Literatur entnommen, dem Roman Doktor Faustus von Thomas Mann. Die Töne h, e, a, e, es bilden das Anfangsmotiv des Orgelparts, das im schnellen Unisono in Fünftolen auftritt. Diese bilden ein zackiges Rufmotiv, während sich die Trompete mit einigen wenigen Noten begnügt, die jedoch dramatisch crescendieren.
Erst im nächsten Abschnitt antwortet die Trompete mit großen, sich aufbäumenden Figuren, während der Orgel ein rhythmisch akzentuierter Part zugewiesen wird. Dieser wird durch repetitive Akkorde ausgeführt. Schon zu Beginn erscheint eine weitläufige Kadenz auf der Trompete, die dem Instrumentalisten Freiheit in der Gestaltung ermöglicht. Nach dieser Öffnung der Musik verstummt die Trompete, während die Orgel eine Kantilene beginnt. Auffällig sind pa­rallele Quinten und Terzen, die sich gegeneinander verschieben. Nach ei­ner Öffnung zum schnelleren Tempo wechseln sich Orgel und Trompete in Staccato und Repetitionen ab. Hier fällt die Vollgriffigkeit der Orgel auf, die vom Interpreten große Hände verlangt. Echoartige, aufbäumende Figuren finden sich im „Delirando“. Die Musik steigert sich dramatisch bis zum vollen Werk der Orgel. Erst gegen Ende fällt sie quasi als Conclusio in ein Piano. Das ursprüngliche Motiv taucht nun in langen Viertelnoten auf.
Augenfällig ist die Dramaturgie der Musik, die plastisch opernhaft erscheint – es ist erfreulich zu sehen, wie die Biografie des Autors das eigene Komponieren prägt. Die einzelnen Abschnitte gewinnen einen dramatisch-erzählerischen Charakter. Ihre deutliche Gliederung ist für das Verständnis der Musik hilfreich, wenngleich dem Spieler hohe Virtuosität abverlangt wird. Leider findet sich in der Ausgabe kein Vermerk über die Entstehung dieser Musik. Es wäre interessant zu wissen, wie es zu der Vertonung des literarischen Motivs gekommen ist.

Dominik Susteck