Oskar Gottlieb Blarr

Fünf Intonationen für Orgel

Verlag/Label: edition gravis 2310
erschienen in: organ 2018/01 , Seite 60

Der 1934 in Ostpreußen geborene Komponist, Organist und Hochschullehrer Oskar Gottlieb Blarr war langjähriger Kirchenmusikdirektor an der evangelischen Neanderkirche zu Düsseldorf. Blarr hat u. a. bei Bernd Alois Zimmermann, Krzysz­tof Penderecki, Milko Kelemen und Gün­ther Becker Komposition studiert. Seine Fünf Intonationen entstanden 2014 als Interludien für Orgel solo zum Concerto Spirituale Der Siebte Engel – Kaddish für Luigi Nono für sieben Singstimmen und Kontrabass, Flöte, Klarinette, Fagott, Posaune, Violone, Saxofon, Harfe, Schlagzeug und Orgel; sie bilden herausgenommen je einzeln betrachtet selbstständige Miniaturen, die auch separat aufgeführt werden können. Programmatische Texte von Dagmar Nick (Exo­dus), Alfred Gong (Trostlied), Zbigniew Herbert (Der siebte Engel), Marita Keilson-Lauritz (Kein Laut), Hans Keilson (In den Tagen) und der Text eines der wichtigsten jüdischen Gebete Kaddish haben direkten Bezug zu den Stücken, da sie in einer Gesamtaufführung des Concerto Spirituale musiziert werden.
Eine bezugnehmende Lesung ist sehr empfehlenswert. Die Stücke selbst sind bewusst knapp gehalten (zwischen 1’30’’ und ca. drei Minuten Dauer) und sehr konzentriert, doch in ganz unterschiedlichen tonsprachlichen Ausdrucksskalen komponiert. Impliziert durch die Kürze verwendet Blarr konsequent klare Muster in der Auswahl des Tonvorrats und der kompositorischen Faktur. Die Stücke sind mittelschwer und an einer mindestens zweimanualigen Orgel mittlerer Disposition gut zu bewerkstelligen.

Stefan Kagl