Frobergers Reisen
Werke von Luzzaschi, Gabrieli, Weckmann, Poglietti, Froberger, Couperin, Steigleder, Ebner, Kerll, Frescobaldi, Rossi
4 von 5 Pfeifen
Die österreichische Cembalistin Magdalena Hasibeder hat sich anlässlich des 400. Geburtstags von Johann Jacob Froberger einer besonders spannenden und erhellenden Spurensuche gewidmet, die unter dem Motto Frobergers Reisen Orgel- und Clavierwerke des Jubilars sowie anhand von klug ausgewählten Beispielen einiger bedeutender Zeitgenossen und (möglicher) Vorbilder vereint.
Hasibeder bündelt auf der ersten CD ausschließlich Cembalowerke, auf der zweiten dann eher der Orgel zugedachte Werke. Das hierfür benützte Instrumentarium könnte feiner nicht sein: Zwei Cembali aus der Sammlung des Württembergischen Landesmuseums Stuttgart und die berühmte, erst kürzlich restaurierte Wöckherl-Orgel der Wiener Franziskanerkirche sind hier beredte und äußerst authentische klangliche Darstellungsmedien.
Auf der ersten CD zeichnet Hasibeder die Lebens- und Reisestationen des außergewöhnlich weit herumgekommenen Meisters nach: Stuttgart (wo der Knabe aufwuchs), Dresden (berühmt durch Frobergers edlen Wettstreit mit Matthias Weckmann), Wien (des Meisters eigentlicher Dienstort als kaiserlicher Organist), Paris (Stätte freundschaftlich-fruchtbarer Begegnung mit Louis Couperin), London, das Rheinland und Brüssel (Reisestationen, die in Frobergers Clavierwerk anhand mannigfaltiger musikalisch-programmatischer Schilderungen Eingang gefunden haben).
Zwei Werke könnten den Knaben Froberger in seiner Kindheit geprägt haben: eine fantastisch-madrigaleske Toccata von Luzzasco Luzzaschi sowie eine streng gehaltene Canzona von Giovanni Gabrieli. Das ist insofern interessant, als zwei der wichtigsten Stilistika der Frobergerschen Sprache wohl hier ihren Ursprung haben. Für Dresden stehen zwei Stücke des Froberger-Freundes Weckmann, für Wien eine Toccata des Kollegen Alessandro Poglietti und Frobergers berührendes Lamento auf den Tod Kaiser Ferdinand IV.
Im folgenden, Paris gewidmeten Abschnitt gibt es eine sehr instruktive Gegenüberstellung der Tombeaux auf den Tod eines gemeinsamen Gönners, Monsieur Blancroche, jeweils aus der Feder Frobergers und Louis Couperins. In London schreibt Froberger eine Plainte (pour passer la melancholie), während das Rheinland ihm eine lebensgefährliche Rhein-Überquerung zumutete (Faite en passant le Rhin dans un barque en grande peril). Das anonyme italienische Cembalo aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und das Meister Labréche um 1680 zugeschriebene französische Instrument überzeugen hier durchweg.
Die zweite CD bringt Orgelwerke: wiederum Stuttgart (mit Steigleder), Wien (Ebner, Poglietti und Kerll), Rom (Michelangelo Rossi, Froberger und Lehrmeister Girolamo Frescobaldi). Hasibeder setzt die hinreißende Wöckherl-Orgel äußerst farbig ein, bisweilen sogar avantgardistisch- raffiniert anmutend. Ihr Spiel ist virtuos, innerlich, stilsicher bewusst und von umfassender Metierkenntnis getragen. Die Aufnahmen klingen sehr natürlich in ihrer Räumlichkeit. Eine süffige Einspielung Alter Musik, die man gerne am Stück hören mag!
Christian Brembeck