Dohnányi, Erno (1877-1960)

Fantasie orgonára – for organ

hg. von Deborah Kiszely-Papp

Verlag/Label: Edition Musica Budapest Z. 14775
erschienen in: organ 2013/02 , Seite 60

Das Vorwort dieser sauber gedruckten Ausgabe mit acht Notenseiten ist nur in Ungarisch und Englisch zu lesen. Der ungarische Komponist, meist als Ernst von D. bekannt, pendelte zwischen seinem Heimatland, Österreich, Deutschland, den USA und schließlich Argentinien. Er wurde mit seinen zahlreichen qualitativ ansehnlichen Werken aller möglichen Sparten durchaus bekannt. Die vorliegende Orgelfantasie – der Titel erlaubt natürlich alle möglichen Formen – dauert etwa acht Minuten … und entpuppt sich als eine Sonate im Kleinen.
Nach einer mehrheitlich akkordischen, gelegentlich durch Achtelpassagen aufgelockerten kurzen Einleitung von 33 Takten (sollte das der erste Sonatensatz sein?) folgt ein Andante (langsamer Mittelsatz?), das einige Takte „Animato“ mit virtuos scheinenden Sechzehnteln enthält, bevor das Andante zurückkehrt. Man denkt unwillkürlich an den dritten Satz von Mendelssohns Erster Sonate („Andante Recitativ“), wenn das „Récit“ erscheint. Es folgt aber nur ein magerer, spannungs­armer Dialog ohne (große) melodische Einfälle. Das Finale soll eine Fuge sein, die sich nach einer kurzen Exposition erschöpft. Das Thema erscheint zwar anschließend noch gelegentlich, wird dabei aber von belanglosen Achtelketten sekundiert … und dann folgt der fulminante Schluss – mit einer trivial-geistlosen kurzen Akkordfolge.
Wer ungarisches Kolorit erwartet, wird hier gewiss enttäuscht. Wer eine arglose kleine symphonische Form erleben möchte, muss hier nicht mit großen technischen Schwierigkeiten kämpfen.

Klaus Uwe Ludwig