Werke von Barry Jordan, Theo Brandmüller, Arvo Pärt, Christian von Blohn und Thierry Escaich
Evocations – Contemporary Organ Music
Christian von Blohn an der Großen Orgel des Magdeburger Doms
“Christian von Blohn hat mit Evocations ein spannendes Konzeptalbum veröffentlicht, das die Werke – auch dank der Orgel und einer guten Tontechnik – in bestes Licht rückt und neugierig macht auf mehr ,Contemporary Organ Music’.” (Burkhard Schäfer)
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Der 1963 geborene Kirchenmusiker, Konzertorganist, Lehrbeauftragte und Dekanatskantor im Bistum Speyer Christian von Blohn ist der Leserschaft von organ bestens vertraut. In den Jahren 2019 bis 2021 teilte er sich mit seinem in den USA lebenden Kollegen Wolfgang Rübsam die Einspielung aller Widor-Orgelsinfonien für das Label Naxos, von Blohn übernahm dabei die Sinfonien 5 bis 10 und spielte sie auf „seinem“ Instrument, der Orgel der Kirche St. Josef in St. Ingbert.
Nun hat er sich in seiner Doppelfunktion als Organist und Komponist bei Naxos eindrücklich zurückgemeldet. Evocations heißt das Album. Auf seiner Website schreibt von Blohn: „Meine neue CD umfasst ein faszinierendes Repertoire zeitgenössischer Orgelmusik mit unterschiedlichsten Einflüssen. Barry Jordans Praise Song – hier in der 2018er Fassung – bezieht neben zeitgenössischen Liedern für den Gottesdienst auch afrikanische Rhythmen ein. Ähnliche Einflüsse hört man auch in Thierry Escaichs Évocation II, einem Werk von besonderer Intensität und Klangfarbe. Neben Arvo Pärts wunderschönem Annum per annum ist auch Sternenklänge, letztes Werk von Theo Brandmüller, zu hören. Als Schüler Brandmüllers sehe ich meine eigene Komposition Dialogue vers les étoiles [Dialog mit den Sternen, B. Sch.] als – posthumen – Dialog mit meinem früheren Lehrer. Aufnehmen durfte ich die Werke auf der Großen Orgel des Magdeburger Doms.“
Dass von Blohn die 2008 von der Firma Alexander Schuke Potsdam erbaute Große Orgel spielen „durfte“, erweist sich als Glücksfall für dieses vom Organisten klug kuratierte Programm. Drei der fünf Werke – Jordan, Brandmüller und von Blohn – erklingen als Weltersteinspielungen. Das gleichsam wie in fluoreszierendem Licht irreal erstrahlende Spätwerk Sternenklänge hat Theo Brandmüller aus seinem umfangreichen Zyklus Kosmogonia herausgelöst und dabei leicht modifiziert. Unter den Händen von Blohns erfährt diese Fassung hier eine intensive Deutung.
Zum Höhepunkt der CD gerät meiner Ansicht nach jedoch trotzdem die älteste und damit am wenigsten zeitgenössische Komposition: Annum per annum (1980) von Arvo Pärt. Vielleicht liegt es ganz einfach daran, dass es letztlich doch das eindrücklichste der fünf Werke ist – aber über Geschmack lässt sich bekanntlich gut streiten. Ziemlich unbestreitbar ist hingegen die Tatsache, dass Christian von Blohn mit Evocations ein spannendes Konzeptalbum veröffentlicht hat, das die Werke – auch dank der Orgel und einer guten Tontechnik – in bestes Licht rückt und neugierig macht auf mehr „Contemporary Organ Music“.
Burkhard Schäfer