Axel Ruoff

Es sungen drei Engel

Introduktion, Variationen und Fuge über ein mittelalterliches Lied für Orgel

Verlag/Label: Strube Edition 3700, 51 Seiten
erschienen in: organ - Journal für die Orgel 2025/03 , Seite 57

Axel Ruoff, geboren 1957 in Stuttgart, zählt zu den bedeutenden Vertretern der zeitgenössischen Musik in Deutschland. In seinem vielschichtigen Œuvre finden sich sowohl kammermusikalische Werke wie auch solche für Orchester und Vokalmusik. In Ruoffs Orgelwerken wird seine kompositorische Sprache in besonderer Weise verdichtet. Kennzeichen sind eine expressive Klanglichkeit, dichte motivische Arbeit und eine stilistische Verbindung von traditionellen Elementen mit modernen Ausdrucksformen.
Das Werk Es sungen drei Engel. Introduktion, Variationen und Fuge über ein mittelalterliches Lied wurde 2024 vollendet und erschien im April diesen Jahres im Strube-Verlag. Das geistliche Lied entstand im späten Mittelalter, vermutlich im 15. Jahrhundert, und gehört zur Gattung des geistlichen Volkslieds. In seinem Text verbinden sich engelbezogene Bildsprache, Marienverehrung und Sünderfürbitte zu einem religiösen Ausdruck, der sowohl theologisch fundiert als auch für ein breites Laienpublikum zugänglich war. – Das Lied wurde im Mainzer Cantual von 1605 abgedruckt; Ruoff gibt als Quelle das Paderbornsche Gesangbuch von 1609 an. Der Text befindet sich auch im ersten Band der zwischen 1805 und 1808 von Achim von Arnim und Clemens Brentano herausgegebenen Sammlung Des Knaben Wunderhorn und ist dort den Weihnachtsliedern zugeordnet. – Im 20. Jahrhundert inspirierte das Lied Komponisten wie Hans Friedrich Michelsen (Orgelkonzert II op. 34),
Johann Nepomuk David (Choralwerk V, Geistliches Konzert in drei Sätzen), Carl Orff (Schulwerk) oder Paul Hindemith (Sinfonie und Oper Mathis der Maler).
Ruoffs Liedbearbeitung beginnt mit einer Introduktion – quasi una Fantasia (Lento assai). Es folgen acht Variationen: Var. I Grave, Var. II Moderato, Var. III Allegro giocoso, Var. IV Allegro marcato, Var. V veloce; misterioso, Var. VI precipitando; staccatissimo; martellato, Var. VII Siciliano (il tempo largo), Var. VIII Toccata (Allegro assai; nitido). Das Werk schließt mit einer Fuge: Allegro deciso, ma non troppo vivace – l’istesso tempo. ma pacatamente; arioso – Come all’inizio della Fuga – stentando, meno mosso – Tempo primo – Lento ma non troppo – Grave.
Die Gliederung verdeutlicht den stark kontrastierenden Aufbau des Werks. Der cantus firmus erscheint dabei nicht nur in klarer Gestalt, sondern wird verschleiert, verfremdet oder in veränderter Form im Bass geführt. Ruoffs kompositorische Sprache zeichnet sich durch eine ausgeprägte Expressivität aus, die sich sowohl in der harmonischen Verdichtung als auch in der rhythmischen Zuspitzung ma­nifestiert. Sie stellt sowohl Interpreten als auch Zuhörer vor erhebliche Herausforderungen. – Ruoffs Orgelkomposition wurde am 15. Juni 2025 in der Liebfrauenkirche Hamm (Westfalen) uraufgeführt. Interpret an der Goll-Orgel (2006, III/P/52) war der Auftraggeber des Werks, James D. Hicks (New Jersey, USA).

Achim Seip

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