Erich Türk an der Orgel der Mediascher Margarethenkirche

Werke von J. S. Bach, Buxtehude, Sigismund Toduta (1908-92), Nikolaus Bruhn und Hans Peter Türk

Verlag/Label: TransylvANTIQs MZA-097
erschienen in: organ 2014/02 , Seite 53

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J. S. Bach: Toccata und Fuge in d-Moll BWV 565 / An Wasserflüssen Babylon BWV 653 / Passacaglia und Fuge in c-Moll BWV 582 | Buxtehude: Wie schön leuchtet der Morgenstern BuxWV 223 | Sigismund Toduta (1908-92): aus „7 Choralvorspiele für Orgel“ | Nikolaus Bruhns: Präludium in e-Moll | Hans Peter Türk (*1940): Elegie
 
Die Orgellandschaft Siebenbürgen ist hierzulande weitgehend unbekanntes Terrain. Nur sehr wenige Instrumente wie diejenigen von Kronstadt oder Hermannstadt besitzen auch bei uns ein gewisses Renommée. Dass es darüber hinaus viele weitere hörenswerte Instrumente gibt, belegt u. a. die vorliegende CD. Was für diesen Teil Rumäniens gilt, wirft ein Schlaglicht darauf, was es auch in anderen osteuropäischen Staaten an Orgelschätzen wohl noch zu entdecken gibt (vgl. den Beitrag von Erich Türk über die Orgellandschaft Nordsiebenbürgen in organ 1/2013).
Die Margarethenkirche in Mediasch beherbergt ein Instrument des Orgelbauers Johannes Hahn aus den Jahren 1755/56. Die Orgel überzeugt durch einen frischen und charakteristischen Barockklang. Soweit sind dieses Projekt und auch mögliche nachfolgende Aufnahmen des Labels durchweg zu begrüßen. Nicht völlig überzeugend gelungen ist hingegen die Präsentation mit diskografisch fast inflationär überrepräsentierten „Standardwerken“ von J. S. Bach, Bruhns und Buxtehude. Ohne Frage, Erich Türk spielt mit Verve und musikantischen Zugriff, aber man wünschte sich doch eine Programmauswahl, die sich etwas abseits allzu ausgetretener Pfade bewegt. Auch von den reizvollen Farben der Orgel hätte man gerne mehr gehört als die literaturbedingt vorwiegend verwendeten Plenomischungen in unterschiedlichen Abstufungen. Ein Variationswerk oder expressive Choralvorspiele mit Cantus-firmus-Soli hätten hier Abhilfe schaffen können. Ein gewisses Lokalkolorit im besten Sinne steuern die Werke von Sigismund Toduta und des Interpreten Hans Peter Türk bei. Die Stücke in gemäßigt modernem Klanggewand integrieren sich allerdings leider nur schlecht in das übrige „populis­tische“ Barockprogramm.
Erich Türk lehrt an der Musikakademie Klausenburg und ist sowohl als Konzertorganist wie auch als Cembalist des Barockensembles „Transylvania“ aktiv. Seine cemba­lis­tische Erfahrung schlägt sich in beherztem Zugriff und differenzierten Artikulationen nieder, die vom sehr offenen Nonlegato bis hin zu einem Überlegato in den Arpeggien der d-Moll-Toccata reichen.
Nicht ganz klar ist, ob es sich um eine Live-Aufnahme oder eine Studioproduktion handelt. Sollte Letzteres der Fall sein, dürfte der (nicht genannte) Tonmeister nicht in allen Fällen die vorteilhaftesten Takes ausgewählt haben, da doch einige „Streifer“ stehen geblieben sind. Auf jeden Fall zur Nachahmung empfohlen sei ausdrücklich der Multimedia-Teil der CD, der auf dem PC wiedergegeben werden kann und eine schöne Dokumentation zu his­torischen Orgeln Siebenbürgens enthält.

Axel Wilberg