Editorial 2/2007

erschienen in: organ 2007/02 , Seite 1

Liebe Leserin, lieber Leser,

während Globalisierungsgegner aus aller Welt anlässlich der Zusammenkunft der Regierungsspitzen der führenden Industriestaaten im mondänen Ostseebad Heiligendamm vor den Augen der Welt zu Tausenden demonstrierten, ereignete sich nur ein paar Kilometer hinter der östlichen Grenze der Europäischen Union – und von der Öffentlichkeit hierzulande fast unbeachtet – ein „Kulturwunder“ der eher stillen Art: Der Dom im ehemaligen Königsberg (Kaliningrad) erhält eine – allein aus russischen Mitteln finanzierte – Großorgel aus Deutschland.

Nachdem im vergangenen Jahr im Dom bereits eine respektable Chororgel (Alexander Schuke: 32/II/P) eingeweiht werden konnte, verließen bereits im Frühjahr 2007 die ersten mit Pfeifen und Bauteilen der neuen Hauptorgel (90/IV/P) beladenen Lastwagen das Potsdamer Werksgelände mit Bestimmungsziel Königsberg. Verbunden mit dem großen Orgelneubau ist gleichzeitig die detailgetreue Rekonstruktion des prachtvollen Barockprospekts der untergegangenen Domorgel.

Bemerkenswert erscheint an diesem Projekt indes die Tatsache, dass der russische Staatspräsident Wladimir Putin, dessen Ehefrau aus Kaliningrad stammt, selbst einen sehr stattlichen Teil der Gesamtkosten von über drei Millionen Euro aus seiner privaten Tasche finanziert und sich somit vor der Weltöffentlichkeit – nicht zum ersten Mal – als engagierter „Orgelfreund“ bekennt. Anlässlich der Fertigstellung zu Weihnachten 2007 wird organ noch ausführlich über die neue Königsberger Domorgel berichten.

Wenn sich die Auslieferung des vorliegenden Hefts in Einzelfällen um einige Tage verzögert haben sollte, so hat dies seine einzige Ursache in der ungewöhnlichen Nähe des Einspieltermins der CD-Beilage zum Erscheinungstermin. Um unseren zahlreichen CD-AbonnentInnen das Privileg der Ersteinspielung der Ansbacher Wiegleb-Orgel durch organ zu sichern, wurde diesmal buchstäblich bis zum allerletzten Intonationsstreich des Orgelbauers zugewartet, bevor am selben Abend noch mit den Aufnahmen begonnen werden konnte.

Wir wünschen unseren LeserInnen nun also recht viel Freude und reichen musikalischen Gewinn beim Anhören dieses gewiss nicht alltäglichen, gleichsam noch „presswarmen“ Tonträgers!

Ihr

Wolfram Adolph
Chefredakteur organ