Callhoff, Herbert

Drei farbige Fenster (2010) für Orgel

Verlag/Label: edition gamma EGA 200
erschienen in: organ 2012/03 , Seite 60

Die vornehmlich für Orgeln mit drei Manualen geschriebene Komposition thematisiert laut Titel drei Fenster der Benediktiner-Abteikirche zu Tholey. Herbert Callhoff wünscht sich in der Einleitung zur Musik eine farbige und kontrastreiche Registrierung. Ebenso farbig ist die Musik, die viele Terz- und Sextklänge enthält. Unverhohlen christlich sind die Satzüberschriften der drei Sätze. Im ersten Satz „Gottes Bund mit Noach“ nach Genesis 9, 12-17 entwickelt sich eine rhythmisch und harmonisch kontrastreiche und energetische Musik, die rezitativartig in verschiedene Abschnitte unterteilt ist. Auch rhythmisch freie Teile „senza misura“ sind eingearbeitet. Punktierungen, 32-stel, Akkord- und Melodiebewegungen bestimmen das Notenbild. Eine gut ausgearbeitete Registrierung zeugt von fantasiereicher Vorstellungskraft des Komponisten.
Der zweite Satz „Der brennende Dornbusch“ nach Exodus 3, 1-6 ist klangmalerisch mit gespreizten Intervallen und Spaltklängen gestaltet. Der dritte Satz „Wasser aus dem Felsen“ nach Exodus 17, 4-7 enthält Soloabschnitte mit Zungen. Außerdem erscheinen ein komplex ausgearbeitetes Trio, ein Contemplatio und ein Alleluia. Die Musik ist dicht und neigt manchmal zu Kleingliedrigkeit.
Herbert Callhoffs Traditionsbezug ist deutlich spürbar. Er studierte Komposition bei Siegfried Reda und Jürg Baur in Köln und Essen. Lange Jahre arbeitete er als Kirchenmusiker an St. Elisabeth in Düsseldorf und wirkte später an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Der Komponist stellt sich dem Problem neuerer Musik mit christlichem Hintergrund. Seine moderne Tonsprache erinnert an die orgelbewegte Tradition. Hier verschmilzt Modernität mit konventioneller Darstellung. In der christlichen Kunst vergleichbar mit Werken Sieger Köders, setzt Callhoff eine religionspädagogische Tradi­tion fort, die durch die Darstellung christlicher Themen in der Musik ihre Berechtigung findet.

Dominik Susteck