Die Orgeln von Tobias Heinrich Gottfried Trost (um 1680-1759)
2 CDs
Bewertung: 4 Pfeifen
Der im Thüringischen beheimatete Orgelbauer Tobias Heinrich Gottfried Trost wird wie kaum ein anderer mit Johann Sebastian Bach in Verbindung gebracht, der nachweislich 1739 die Orgel der Schlosskirche Altenburg besucht hatte. Gewiss tragen die Instrumente Trosts den spezifischen Anforderungen spätbarocker Orgelmusik aus dem mitteldeutschen Raum in geradezu perfekter Weise Rechnung. Neben einem gravitätischen Plenum finden sich besonders im Bereich der Grundstimmen vielfältigste Farben und Kombinationsmöglichkeiten, die dem sich hierin ankündigenden empfindsamen Stil huldigen.
Die vorliegende Produktion vereinigt denn auch konsequent Werke Bachs mit solchen aus seinem unmittelbaren (Schüler-)Umfeld. Neben dem an zweiter Stelle vertretenen Johann Ludwig Krebs finden sich Kompositionen von Johann Christian Kittel, Johann Peter und Johann Christoph Kellner sowie Choralvariationen von Ehrenfried Christian Traugott Krebs. Das Remake stellt eine Kompilation älterer Aufnahmen aus der Zeit von 1998 bis 2008 dar.
Der CD ist ein umfangreiches dreisprachiges Booklet im DVD-Format beigegeben, in dem Felix Friedrich gewohnt kenntnisreich über die Orgelbauten Trosts informiert. Hier finden sich neben ansprechenden Farbfotos auch detaillierte Erläuterungen zu den Werken und sämtliche Registrierungen, so dass keine Wünsche offen bleiben.
Felix Friedrich bewegt sich als langjähriger Organist der Altenburger Schlosskirche und Krebs-Spezialist hörbar in seinem Element. Seine Interpretationen zeugen von profunder Kenntnis der Materie und gutem Geschmack, wenngleich den Hörer auch keine größeren Überraschungen erwarten. Beeindruckend sind die geradezu rustikalen terzhaltigen Plenomischungen und die betörend schönen Flöten, etwa in BWV 654. Einen direkten Vergleich der Orgeln von Großengottern und Waltershausen ermöglicht die zweifach aufgenommene Fantasia à gusto italiano von Johann Ludwig Krebs. Die barocken Schnurrpfeifereien wie Zimbelstern und Glockenspiel setzt Friedrich wirkungsvoll ein. Die meist kürzeren Stücke ermöglichen eine abwechslungsreiche Präsentation jeder Orgel. Gerne hätte man allerdings neben den wunderbaren Grundstimmen auch noch die eine oder andere Solozunge gehört.
Bei der Fülle unterschiedlicher Stücke erweist sich dann doch nicht jedes als interpretatorischer Glücksgriff. Bachs Gigue-Fuge (BWV 577) ist merkwürdig verschleppt, der im Begleittext herausgestellte brillante Zuschnitt bleibt leider auf der Strecke. Verzichtbar wäre auch das kompositorisch mäßige Werk von E. Ch. T. Krebs gewesen, zumal es die von Trost umgebaute Donat-Orgel der Schlosskirche Eisenberg sowohl in Bezug auf die Windversorgung wie auch die modifiziert mitteltönige Stimmung gleich mehrfach an ihre Grenzen führt. Angesichts der repräsentativen, insgesamt gelungenen Produktion bleiben solche Einwände allerdings marginal.
Axel Wilberg