Werke von Johann Jacob Froberger, Carl Philipp Emanuel Bach, J. S. Bach, W. A. Mozart und Olivier Messiaen
Die neue Ahrend-Orgel – Dreieinigkeitskirche Regensburg
Roman Emilius, Orgel
Bewertung: 4 von 5 Orgelpfeifen
Um mehrere bemerkenswerte Neubauten ist die Regensburger Orgellandschaft in jüngerer Vergangenheit gewachsen: die „Papst-Benedikt-Orgel“ der Firma Mathis in der „Alten Kapelle“ und die durch ihre freie Aufhängung besonders spektakuläre Rieger-Orgel im Dom St. Peter. Nun kommt auf evangelischer Seite ein weiteres Instrument hinzu: In der Dreieinigkeitskirche wurde nach langen Planungsjahren das Projekt einer „Bach-Orgel“ realisiert, für welche die Firma Ahrend aus Leer den Auftrag bekommen hatte.
Ziel war es, wie der Name schon verrät, eine Orgel zu errichten, die den technischen und ästhetischen Vorstellungen J. S. Bachs entspricht, oder, wie es in der Ausschreibung genauer hieß, eine Orgel „im Charakter des späten Barock mitteldeutscher Prägung“ mit einer Klangqualität voll „Gravität, Brillanz und Poesie“. Dabei sollten der erhaltene historische Prospekt eines 1758 vom Regensburger Orgelbauer Franz
Jakob Späth in der Dreieinigkeitskirche errichteten Werks sowie einige wenige seit damals erhaltene Prinzipalpfeifen einbezogen werden. Realisiert wurde letztlich eine dreimanualige Orgel mit Haupt-, Ober- und Echowerk, welche die Disposition der früheren Späth-Orgel in Grundzügen aufgriff, aber von ehemals 26 auf 48 Register erweiterte und insbesondere um Zungen- und eng mensurierte Streicherstimmen ergänzte.
Die vorliegende CD präsentiert fast vollständig das Programm des Eröffnungskonzerts vom September 2020, das Regensburgs Stadt- und Dekanatskantor Roman Emilius gestaltete. Natürlich ist J. S. Bach, auf dessen Klangvorstellungen das neue Instrument ausgerichtet ist, repräsentativ vertreten: zunächst mit der populären d-Moll-Toccata, die mit ihren schnellen Läufen und vollen Akkorden die gelungene technische Leistungsprobe der neuen Orgel bedeutete, ebenso wie später Bachs c-Moll-Passcaglia. Fast unhörbar intoniert Emilius hier im Pedal deren ruhig schreitendes Thema und lässt sich in den folgenden Variationen Zeit für eine allmähliche dynamische Steigerung bis hin zu den Schlusstakten, in denen er den mächtigen 32’-Posaunenbass hinzuzieht, welcher die „Gravität“ der neuen Orgel unterstreicht.
Selbstverständlich ist nicht nur Bachs Musik auf dem Instrument adäquat darstellbar, wie das historisch breit gestreute Programm dieser CD zeigt. Im allmählichen Klangaufbau bei einer Fantasia Johann Jakob Frobergers sind die Register gut in ihrer individuellen Charakteristik zu unterscheiden: von den Prinzipalen des Hauptwerks bis hin zu den Aliquoten, Mixturen und Zungenstimmen aller Manuale sowie des Pedals. Das hier eingesetzte Echowerk kommt abermals effektvoll in Carl Philipp Emanuel Bachs Aus der Tiefen rufe ich zum Zuge. Verspielter geht es in einer von Roman Emilius arrangierten Suite nach Motiven aus Mozarts Zauberflöte zu, wo er mit dem Carillon hübsche Glöckcheneffekte erzielt. Das 20. Jahrhundert schließlich ist mit Olivier Messiaens Chants d’oiseaux vertreten, bei denen Emilius wundervolle Vogelstimmen-Imitationen aus der Orgel hervorzaubert.
Gerhard Dietel