Heiller, Anton

Das Orgelwerk, Vol. 2

Complete Organ Works

Verlag/Label: Ambiente ACD2028 (2013)
erschienen in: organ 2014/01 , Seite 59

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Man kann Roman Summereder eigentlich nicht dankbar genug sein für seine Anton Heiller-Gesamteinspielung (s. a. die Besprechung von Volume 1 durch Wolfgang Valerius in organ 3/2013 bzw. unter www.organ-journal.com): Er setzt damit seinem einstigen Orgellehrer ein respektvolles und respektables Denkmal; die „Bruckner-Orgel“ ist wegen ihrer historischen Aura das angemessene Instrument dafür. Hoffen wir, dass dieser Einsatz für Anton Heiller sich auch auszahlt – will sagen, dass sich zahlreiche Organis­ten nun bemüßigt fühlen, Heillers Kompositionen auch selber zu spielen, um sie „unters Volk zu bringen“.
Allzu optimistisch sollten wir freilich nicht sein, allzu groß ist die Schar jener Meister, die bei aller Gediegenheit ihres Schaffens sträflich vernachlässigt werden: neben Heiller etwa Helmut Eder (1916– 2005), Josef Friedrich Doppelbauer (1918–89), Augustinus Franz Kropfreiter (1936–2003) oder, um die Grenzen nach Deutschland auf­zuheben, auch Johannes Driessler (1921–98), Harald Heilmann (geboren 1924), Wolfgang Stockmeier (geboren 1931), Giselher Klebe (1925–2009), Bertold Hummel (1925–2002), Heinz Richard Schubert (1908–1945), Manfred Kluge (1928–71) und und und – Namen, deren Zahl sich leicht verdoppeln ließe. Wir haben also durchaus erhebliche Mengen höchst bemerkenswerter Orgelmusik. Aber wir haben zu wenige Organisten, die diese Werke in ihren Gemeinden bzw. Konzerten durchzusetzen geneigt sind. Vielleicht liegt es an der allgemein­gesellschaftlichen wie vul­gärtheologischen Tendenz, nur noch ein „weichgespültes“, primär auf political correctness bedachtes „Chris­tentum“ (und Musikertum!) zu verkünden und mit Discounter-Dogmatik möglichst vielen gefällig zu sein.
Dazu passt freilich eine so geradlinig ehrliche, um Erneuerung bemühte Musik wie die von Heiller nicht. Alle Werke von Vol. II sind im liturgischen Kontext verwurzelt, sei es In festo corporis Christi (1957), die Fantasia Salve Regina (1967) oder das österliche Victimae paschali laudes von 1974. Was diese Musik außerdem für heute attraktiv machen könnte, ist die ökumenische Komponente vieler Werke, besonders der (oft kurzen, praxisnahen) Choralvorspiele wie z. B. Valet will ich dir geben, Mit Fried und Freud’ oder Es ist ein Ros entsprungen. Es lohnt sich alles – also spielen wir’s doch endlich!

Martin Weyer