Matthias Nagel
Das Orgeltraining Rock/Pop/Jazz/Latin/Folk
66 tägliche Groove-Übungen für Pfeifenorgel
Wer auf der Orgel mal etwas anderes spielen möchte als das gängige Orgelrepertoire, der ist bei Matthias Nagel und Markus Epp genau richtig. So widmet sich Nagel in 66 Groove-Übungen den Stilarten Rock, Pop, Jazz, Latin und Folk, und Epp schuf mit bits & pieces sechs Crossover-Stücke, also „dies & das“, als Überwinder und Kombinierer verschiedener musikalischer Welten. Beide Ausgaben überzeugen schon beim ersten Durchblättern durch einen deutlichen und übersichtlichen Notendruck und vielfältige Zusatzangaben zum Spiel.
Matthias Nagel ist evangelischer Kirchenmusiker und Komponist, derzeit Kreiskantor für Popularmusik im Evangelischen Kirchenkreis Gütersloh. Sein Band Das Orgeltraining ist gedacht als Fortbildungsmaterial zum groovigen Spiel an der Orgel und soll den kreativen Umgang mit Musik und die Fähigkeit zur Improvisation anregen. Deshalb kommen auch Akkordsymbole zum Einsatz. Die Förderung der stilistischen Artikulation des Spiels und eine kleine Stilkunde zu Rock und Pop machen den Band umso interessanter. Nicht nur als Unterrichtsmaterial kann diese 79-seitige Publikation eingesetzt werden, sondern auch in Gottesdienst und Vorspiel. Auf dynamische Angaben wurde bewusst verzichtet, dafür gibt es zu jedem der 66 Grooves eine kurze Erläuterung, Akkordangaben, Tempobezeichnungen, Stücke in verschiedenen Taktarten, Gattungen und Stilen. Darüber hinaus hilft eine Arbeitstabelle zu den einzelnen Nummern. Als weniger praktisch erweist sich dagegen die Ringbindung, die beim schnellen Umblättern in der Aufführungssituation für unschöne Geräusche sorgt. Markus Epps Band bits & pieces dagegen umfasst nur sechs Stücke auf 31 Druckseiten ohne Zuordnung der Stücke zu einem bestimmten Stil oder Genre. Epps Ziel ist die Verknüpfung verschiedener musikalischer Welten. Beispielsweise kombiniert er in seinem Stück Air stereotype Bassverläufe mit bekannten Harmoniemustern aus Barockmusik und Rock. Teilweise sehr ungewöhnliche Verknüpfungen, die aber dennoch in verblüffender Art und Weise zu einem Ganzen verschmelzen. Dazu gibt es Informationen zu Registrierung, Manualverteilung, Tempo, Dynamik und musikalischem Ausdruck.
Markus Epp ist studierter Kirchenmusiker und arbeitet als Organist und Kurator der Reihe „ORGEL to go!“ an der Evangelischen Lukas-Kirche in Berlin-Steglitz. Seine Notenausgabe erweist sich durch die Heftung als viel handhabbarer als diejenige von Nagel. Positiv erscheinen in beiden Bänden die QR-Codes, über die die abgedruckten Musikstücke hörbar gemacht werden.
Wer die Orgel also anders entdecken möchte, neue Klangphänomene sucht oder neue Stile und Genres erproben möchte, für den sind diese beiden Bände bestens geeignet – sei es für fortgeschrittene Orgelschüler wie auch für ausgebildete Organisten.
Claudia Behn