Bach, Johann Sebastian
Das Musikalische Opfer BWV 1079
in der Fassung für Querflöte, Violine und Orgel von Helmut Bornefeld
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Als die spätgotische Stadtkirche im württembergischen Schorndorf in den Jahren 1975/76 eine neue Chororgel erhielt, zeichnete Helmut Bornefeld, damals landeskirchlicher Orgelsachverständiger, für Disposition, Mensuren und Prospektgestaltung des zweimanualigen Instruments (II/23/P) verantwortlich, das von der Werkstatt Gebr. Link errichtet wurde. Anlässlich der Einweihung dieser Chororgel schuf Bornefeld die auf der vorliegenden CD dokumentierte Fassung von Bachs Musikalischem Opfer, die er selbst wie folgt kommentierte: Der Gedanke, das neue Instrument nicht nur solistisch, sondern (mit der Triosonate des Musikalischen Opfers) auch kammermusikalisch zu präsentieren, weitete sich unversehens zu der Idee, das ganze Werk für einen kleinen Apparat darstellbar zu machen.
Bachs drei- bzw. sechsstimmiges Ricercar bilden den auch hier traditionell allein der Orgel zugedachten Rahmen. An zweiter Stelle positionierte Bornefeld den Canon perpetuus und an die vorletzte in gleicher Besetzung mit Orgel, Flöte und Violine Bachs viersätzige Triosonate. Die Fuga canonica in Epidiapente als wiederum solistisches Orgelstück bildet das Zentrum, um das sich zwei Gruppen von vier Kanons gruppieren, welche das dem Thomaskantor von Friedrich dem II. von Preußen aufgegebene Thema regium als Cantus firmus aufweisen bzw. durchführen. Hier nutzt Bornefeld alle möglichen Paarungen je zweier Instrumente, wobei auf klangliche Kontraste ebenso zu achten war wie auf eine ausgewogene Beanspruchung der Spieler. In Bachs Notentext greift die Bearbeitung bis auf geringfügige spielpraktische Änderungen nicht ein, setzt allerdings den virtuell unendlichen Perpetuus-Kanons jeweils ein klares Ziel.
Der ersten Aufführung dieser Einrichtung des Musikalischen Opfers am 30. Mai 1976 folgte nun am gleichen Ort die CD-Einspielung mit der Schorndorfer Stadt- und Bezirkskantorin Hannelore Hinderer, dem Flötisten Peter Thalheimer und der Geigerin Sabine Kraut. Die Interpreten konnten wegen des Stimmtons und der Temperierung der Chororgel nicht in jedem Detail der historischen Aufführungspraxis folgen, orientieren sich aber hörbar an deren Erkenntnissen.
Mit kraftvollem Plenum realisiert Hannelore Hinderer die Eckpfeiler von Bornefelds Bearbeitung, zumal die Fuga canonica und das abschließende sechsstimmige Ricercar. Ansonsten lassen sich die drei Interpreten vom Geist der Triosonate buchstäblich in-spirieren, in welcher Johann Sebastian Bach seine Klangsprache dem galanten und empfindsamen Tonfall der kommenden Musikergeneration öffnete. Ähnlich filigran und leichtgewichtig, fast verspielt, erklingen die meisten der Kanons, wobei die Orgel manchmal klanglich gar zu sehr in den Hintergrund tritt, so dass Bachs polyphone Raffinesse nicht immer optimal zur Geltung gebracht wird.
Gerhard Dietel