Jörg Herchet
Das geistliche Jahr3
Drei Kantaten
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Die drei Kantaten, die hier auf zwei CDs vorgelegt werden, gehören zu dem Zyklus Das geistliche Jahr, in den Jörg Herchet seit vielen Jahren immer wieder neue Kompositionen einreiht. Für die Worttexte, die teils auf biblische Texte und Psalmen, teils auf eine Legendendichtung zurückgehen, zeichnet Jörg Milbradt verantwortlich. Der Terminus Kantate korrespondiert allerdings nur insofern mit seiner musikgeschichtlichen Gattungsbedeutung als allen drei Kompositionen Worttexte zugrundeliegen und diese auch vorgetragen werden.
In der ersten Kantate, zum sonntag septuagesimae, ist das Orgelspiel Träger des gesamten Geschehens; die Worte werden, wie von Herchet durchaus vorgesehen, vom Organisten selbst deklamiert und gesungen. Interpret der vorliegenden Aufnahme ist Matthias Geuting; er musiziert an der berühmt-berüchtigten Orgel der Kunst-Station St. Peter in Köln, die auch umfangreich über Schlagwerk verfügt; die überzeugende Aufnahme wurde durch den Deutschlandfunk Berlin realisiert.
Die zweite Kantate, zur verkündigung mariens, ist auf wenige Worte konzentriert, wird aber von mehreren Vokalisten, nämlich einem Sopran und einem Chor, gestaltet. Als Instrumentarium ist ausschließlich Schlagwerk vorgesehen. In ihrer dreiteiligen Anlage zielt die Komposition auf eine musikalische Hinwendung zum Vokalen, das vom Summen bis hin zum Singen reicht. Im Instrumentalpart ist der Verlauf jedoch nicht prozessual, vielmehr ertönen Klänge und Geräusche oftmals wie vereinzelt oder nur zufällig in Korrespondenz miteinander tretend. Die von Hartmut Lissner besorgte Aufnahme erzeugt für all dies eine transparente Raumwirkung und vermittelt den Eindruck, einzelnen Klangereignissen nachhorchen zu können.
Anders als die beiden ersten erinnert die dritte Kantate, zum fest unserer lieben frau von guadalupe, eher an Muster der Gattungstradition; ihrem Umfang entsprechend füllt sie die gesamte zweite CD. Erzählt wird die Legende von der Schutzpatronin Mexikos, der Jungfrau Maria in Gestalt eines Indiomädchens. Dabei sind für die Textpassagen wechselweise vier Sprachen verwendet: eine mexikanische Ursprache (Nahuatl) sowie Spanisch, Latein und Deutsch. Die u. a. dem Erzbischof von Puebla gewidmete Komposition nutzt pittoreske Mittel, die die mexikanische Umgebung schildern, ebenso wie kirchenmusikalische Muster wie Hymnus und Rezitation.
Eingesetzt sind fünf Vokalsolisten, Kinderchor und einzelne Mädchenstimmen, Männer- und Gemeindechor, Orgel, Schlagwerk und verschiedene weitere Instrumente. Die Leitung der Ensembles oblag Christfried Brödel. Auch hier zeichnet Hartmut Lissner für die Aufnahme verantwortlich, die sich durch ausgewogene Lautstärkeproportionen zwischen Vokal- und Instrumentalpartien auszeichnet und auch eine plastische Raumakustik abbildet.
Im umfangreichen 36-seitigen Booklet werden hilfreiche Texte zur Musik gegeben: Einführungstexte von Jörg Milbradt zum Zyklus Das geistliche Jahr und von Christfried Brödel zu den drei eingespielten Kantaten, die vertonten Texte samt Besetzungsangaben, Hinweise zu den Künstlern und Ensembles sowie zur Orgel der Kunststation St. Peter Köln.
Daniela Philippi