Heller, Barbara (*1936)
Choral für Elke Mascha Blankenburg für Klarinette in B und Orgel
hg. von Irith Gabriely
Die kräftigen Akkordschläge, mit denen Barbara Heller ihren Choral beginnt, sind aneinandergereihte harmonische Akkordfolgen. Eine Kadenz aus E-Dur, e-Moll, a-Moll und e-Moll will den ersten Abschnitt nachdrücklich beenden.
Die hinzugefügte Klarinettenstimme wirkt heterogen zum Orgelpart. Sie ist nicht von Heller geschrieben, sondern von der Klarinettistin Irith Gabriely hinzugefügt. Die Notenwerte sind kleingliedriger als die der statisch schlagenden Orgel. Auskomponierte Verzierungen, Arpeggien und Tonleiterabschnitte sind flexibel gestaltet. Die Klarinette soll den Vorbeter beim jüdischen Totengebet darstellen und ist damit wendiger ausgeführt als die Orgelstimme.
Die Passage schlank führt zu einer merkwürdig leeren Sequenz aus A-Dur, d-Moll, C-Dur, F-Dur und driftet später in as-Moll und b-Moll ab, um überraschend ins d-Moll zurückzuschwappen. Die Orgel übernimmt den Part der Synagogalgemeinde, was man durch die etwas unhandlichen Klangsetzungen gut nachvollziehen kann. Schon Erik Satie hat ähnliche mit Oktav- und Quintparallelen gefüllte Blocksätze aufgeschrieben. Oftmals spielt ein ironischer Unterton bei ihm eine Rolle. Die statischen Sätze bei Heller sollen im Charakter des christlich-jüdischen Liedgebets dagegen mit einem ernsten Duktus gespielt werden.
Die Melodik bleibt zunächst auf die Klarinettenstimme beschränkt, bevor die Orgel einige liedähn-
liche Abschnitte spielen darf, die den blockartigen Gestus auflockern. Die Kadenz der Klarinette gegen Ende kann auch durch eine freie, improvisierte Kadenz ersetzt werden. Es versteht sich von selbst, dass die Registriervorschläge von Sirka Schwartz-Uppendieck für die Auferstehungskirche Fürth in Bayern an die jeweilige Orgel angepasst werden müssen. Die Uraufführung erfolgte 2013 in Michelstadt mit dem Organisten Hans-Joachim Dumeier und der Herausgeberin.
Dominik Susteck