Strucken-Paland, Christiane / Ralph Paland im Auftrag der César-Franck-Gesellschaft e. V. (Hg.)

César Franck im Kontext – Epoche, Werk und Wirkung

Bericht über das Internationale Musikwissenschaftliche Symposion bei den César-Franck- Tagen der Philharmonie Essen

Verlag/Label: Dohr, Köln 2009
erschienen in: organ 2010/01 , Seite 66

Der im Kölner Musikverlag Dohr jüngst erschienene Symposiumsbericht würdigt César Franck, über die Orgel hinaus, als ganz entscheidenden Impulsgeber der französischen Musik des Fin de Siècle und der Zeit danach. In Francks kompositorischem Schaffen ist zudem der prägende Einfluss Richard Wag­ners unüberhörbar; dieser (konservative) „deutsche“ Akzent in der Musik des aus Lüttich gebürtigen Komponisten wurde von dem „Neu­töner“ Claude Debussy sei­nerzeit kritisiert. Formal und harmonisch beschritt Franck durchaus jedoch neue Wege und entwickelte seinerseits eine höchst individuelle und infolgedessen unverwechsel­bare Ton- und Formensprache, die im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts bekanntlich erneuernd und schulbildend zugleich wirken konnte und deren zutiefst poetischer Ausstrahlung sich über den engeren Bereich der Musik hinaus selbst führende Literaten nicht entziehen konnten (vgl. etwa den Einfluss Francks oder von Franck-Schülern wie Ernest Chausson auf den zeitgenössischen Symbolismus in Frankreich).
Der Band enthält durchweg sehr lesenswerte Beiträge ausgewiesener Franck-Spezialisten: von Hermann J. Busch, Peter Jost, Martin Kalten­ecker, Stefan Keym, Heribert Koch, Fabian Kolb, Kurt Lueders, Franz Michael Maier, Ralph Paland und Christiane Strucken-Paland. Obgleich die Herausgeber mit dieser Do­kumentation insbesondere den gesamtkulturellen Kontext der Franck’schen Biografie in den Blick nehmen möchten – wie dies der Titel César Franck im Kontext. Epoche, Werk und Wirkung bereits erwarten lässt –, kommen orgelrelevante Themen und Aspekte im engeren Sinne hierbei keineswegs zu kurz. So reflektiert Kurt Lueders unter dem Titel „Oper, Bach oder ‚Élevation‘“ Francks Stellung als Musiker und Orgelkomponist, wäh­rend sich Stefan Keym in seinem Beitrag „Erbe der ,Franck-Tradi­tion‘“ eingehend Charles Tournemire und seinem Triple Choral für Orgel zuwendet oder Fabian Kolb nach der Symphonik im „style d’ orgue“ fragt. Ein Anhang mit ausführlichem Register (Musikwerke César Francks, Personen und Werke) sowie ein ausführliches Autorenverzeichnis runden diesen sehr lesenswerten und musikwissen­schaft­lich solide gestalteten Dokumentationsband ab.

Wolfram Adolph