Johann Sebastian Bach
Arrangements & Transcriptions
Jean-Baptiste Dupont an der Cavaillé-Coll Orgel von St. Sernin, Toulouse
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Wenn ein guter Interpret, eine gute Orgel und ein gutes Programm zusammenkommen, ist das normalhin ein Garant für eine hervorragende Einspielung. Mit Arrangements hat die Orgelmusikgeschichte einstmals begonnen, das Instrument Cavaillé-Colls in Toulouse ist ein klangprächtiges Werk des französischen Orgelbaus im 19. Jahrhundert (1889, III/ 54), Jean-Baptiste Dupont, Titularorganist der Kathedrale in Bordeaux und Orgelexperte, ist zweifellos ein häufig prämierter Organist und ein kluger Kopf. Sein Programm umfasst neben eigenen Transkriptionen (Ricercare aus BWV 1079, Chaconne aus BWV 1004) solche von Bach selbst (Schübler-Choräle), Max Reger (BWV 867) und Alexandre Guilmant (Sinfonia aus BWV 29) – alles erste Klasse. Das erweist sich z. B. auch in Duponts Übertragung und lustvoll spielerischer Wiedergabe von Bachs C-Dur-Suite BWV 1066, zumeist in angemessenen, zurückhaltenden Registrierungen gespielt, i.e. herausragende Hofmusik des Barock.
Wenn Dupont aber den Verführungen der symphonischen Orgel erliegt und aus den Streicherstücken des Ricercars und der Chaconne gewaltige Klangwolken auftürmt mit alles dominierenden Posaunen, so schließt er sich mehr als fragwürdigen Traditionen des 19. Jahrhunderts an, die neben der sakrosankten Musik, vor der sich der Hörer auch heute noch ganz bescheiden vorkommt, Übersteigerungen nationalen und religiösen Unsinns und Hybris transportieren.
Das Booklet mit einem Aufsatz Duponts ist zwar untadelig, lässt aber eine Auseinandersetzung mit früheren Transkriptionen z. B. von Best, Middelschulte, Arno Landmann und Bornefeld vermissen. So bleibt der Rezensent etwas unangenehm berührt zurück.
Rainer Goede