Giacomo Puccini
Andante aus „Tosca“, „e lucevan le stelle“ (Caravadossi)
für Orgel bearbeitet von Harald Feller
… In eine (musikalisch) ganz andere Welt führt die Musik von Giacomo Puccini. Obwohl in jungen Jahren als Organist in seiner Geburtsstadt Lucca und Umgebung tätig, hat der spätere Opernkomponist mit Ausnahme liturgischer Gebrauchsmusik nichts Wesentliches für die Königin der Instrumente hinterlassen. Harald Feller legt hier nun eine Bearbeitung einer der bekanntesten und beliebtesten Arien aus der Feder Puccinis vor. Sie wird im 3. Akt der Oper von Toscas Geliebtem, dem Maler Mario Cavaradossi, gesungen, als dieser kurz vor seiner Hinrichtung einen Abschiedsbrief an Tosca schreiben darf.
Auch hier geht es um Tod, aber eben um die italienische Variante, ein Sterben, das so nur auf der Opernbühne „zelebriert“ werden kann. Man stirbt hier nicht einfach, man „verlässt“ die Welt in süßester Erinnerung an einen geliebten Menschen. Das macht das Ganze dann am Rande auch etwas pikant, ist Fellers Bearbeitung doch – wie alle hier vorliegenden Bände – in der Editionsreihe „Sacri Concentus Ratisbonensis“, der Reihe geistlicher Musik der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg, veröffentlicht. Legt man hier also wie bei einem Bachschen Choralvorspiel „zum genaueren Verständnis“ den Text zugrunde, dann liest man in Caravadossis Abschiedszeilen von der duftenden Geliebten, von süßen Küssen und sehnsüchtigem Kosen, „indes ich bebend den schönen Körper enthüllte!“ Kurzum: ein Stück „geistiger“ Erotik, die emotionale Musik pur beschert! Wer hier als Interpretin/Interpret aus eigener Erfahrung nachempfinden kann, wird die Zuhörer mit lebensbejahend-schöner Musik beglücken. Ein wenig Übeaufwand auf den letzten beiden Seiten sollte es einem indes Wert sein.
Wolfgang Valerius