Pēteris Vasks
Adagio
Fassung für Violoncello und Orgel, bearbeitet von Ligita Sneibe (2019)
In der Vorbemerkung zur Notenausgabe des Adagio von Pe¯teris Vasks (geb. 1946) schreibt Ligita Sneibe, die die Orgelfassung des Satzes auf Anregung ihrer Schwester, der Cellistin Lolita Lilje, erstellt hat: „Wir glauben, dass diese schöne Musik so weit wie möglich verbreitet und in Kirchen und Konzertsälen aufgeführt werden sollte. Und wir glauben, dass die Welt durch Pe¯teris Vasks’ Musik ein besserer Ort wird.“ (Übersetzung von Philipp Kröll)
Das Adagio mit der Überschrift Klâtbûtne (Präsenz) beruht auf dem beliebten dritten Satz von Vasks’ Concerto No. 2 für Violoncello und Streichorchester aus den Jahren 2011/12. Die von der Organistin Sneibe bearbeitete Fassung wurde am 4. Mai 2019 an der Orgel der St. Johannes-Kirche in Riga uraufgeführt. Mit der nun vorgelegten Ausgabe für Violoncello und Orgel liegt das Stück in einer auch von versierten Laien-Musikern gut realisierbaren Version vor.
Die bei Schott Music erschienene Partiturausgabe mit separater Violoncello-Stimme hat die verlagsüblich hohe drucktechnische Qualität, was auch eine angenehme Lesbarkeit des Notensatzes mit sich bringt. Notiert ist die von scheinbar unendlichen Melodiefortsetzungen geprägte Musik in traditioneller Notation einschließlich vieler Dynamik- und Tempoangaben sowie einiger Artikulationshinweise. So exakt wie Metrik und Tempo ist auch die Diastematik notiert; so gibt es sogar den klärenden Vermerk: „Versetzungszeichen gelten nur für die folgende Note“; sehr selten begegnet – durchaus hilfreich – aber dennoch ein eingeklammertes Auflösungszeichen. Zweimal löst sich die exakte Notation in eine „Wellenlinie“ auf, die Tonhöhenverlauf und Spielweise von 4 bzw. 6 Takten des Violoncellos lediglich andeutet.
Intensität und Eindringlichkeit legt die Komposition insbesondere in die Violoncello-Stimme, deren Part in Kombinaton mit der Orgel noch deutlicher hervortreten kann als in der originalen mit Streichorchester. Entsprechend der Originalfassung empfiehlt die Notenausgabe der Bearbeitung eine Spieldauer von 13 Minuten. Nach einer ausgedehnten Steigerungsphase sieht die Komposition gegen Ende des Satzes (Takte 183–204) eine Vokalstimme vor, die entweder von der Cellistin / vom Cellisten gesungen oder durch Orgelregister, die der menschlichen Stimme ähneln, gespielt werden kann. Die choralhafte Melodie entschwindet nach 24 Takten – gespielt vom Violoncello – in die Höhe.
Daniela Philippi