Domenico Cimarosa
21 Sonatas
Andrea Chezzi an der Orgel von Andrea Boschini (vor 1755) und Giovanni Cavalletti (1814) der St. Maria Annunciata Sanctuary Beata Vergine dello Spino (Italien)
Bewertung: 4 von 5 Pfeifen
21 Sonaten in Dur und Moll, die einen schnell, die anderen langsam, die beiden ausgedehntesten gerade einmal vier Minuten „lang“, eingespielt auf einem einmanualigen Instrument mit 45 Tasten und einem 18 Töne umfassenden Pedal mit 16’-Contrabasso, dies alles auch noch aus der Feder eines einzigen Komponisten: Wecken diese auf den ersten Blick doch eher bescheidenen Fakten wirklich Interesse, freiwillig einer CD mit über sechzig Minuten Spieldauer zuzuhören, ohne die Sorge zu hegen, es könnte langweilig werden?
Das funktioniert! Weil im Falle dieser CD alle relevanten Parameter glücklich ineinanderspielen. Da ist zunächst der Komponist: Domenico Cimarosa (1749–1801), als Maestro der Oper berühmt geworden und gewesen. Er war aber auch erfolgreich als Cembalist, darüber hinaus Zeit seines Lebens der Orgel verbunden. Mit seinen Sonaten liefert Cimarosa äußerst charmante, einfallsreiche kleine Kabinettstücke, changierend zwischen sprühender Vitalität und rührender Melancholie. Musik also, der man gerne zuhört.
Parameter Nummer zwei: die Orgel aus der Werkstatt des Andrea Boschini, irgendwann in den Jahren vor 1755 für das kleine Örtchen Brugneto die Reggiolo (in der norditalienischen Provinz Reggio Emilia) erbaut, 1814 von Giovanni Cavalletti noch einmal überarbeitet. Klein, aber fein – und vor erst zwei Jahren ganz offenbar auch fein restauriert von Silvio Micheli.
Der dritte Faktor schließlich: Andrea Chezzi, der Organist, der den Mut hatte, ein derart kleinteiliges Programm auf den 60-Minuten-Silberling zu bannen. Schnell-langsam-schnell, mal laut, mal leise. Doch Chezzis Cimarosa-Präsentation macht Spaß. Denn der Interpret (unter anderem Schüler von Stefano Innocenti und Bob van Asperen) erweist sich nicht nur als wieselflink über die Tasten wirbelnder Virtuose. Er ordnet Cimarosas Sonaten so raffiniert, dass aus ihnen kleine Suiten entstehen, die sich jeweils zu einem dramaturgisch sinnvollen Ganzen runden. Und er entlockt der zauberhaften Mini-Orgel eine überraschend reiche Palette an schillernden Farben, darunter die typisch italienische Voce umana sowie singende Prinzipale, die auch im 2’-Bereich und höher nie aufdringlich „klingeln“. Die Schleifenteilung gestattet in der A-Dur-Sonate eine munter gurgelnde Zungenstimme im Bass, zu der sich eine Cornet-Mischung im Diskant hinzugesellt. Wunderschön auch eine solistisch eingesetzte 4’-Flöte, die pastorale Stimmung aufkommen lässt. Großen Eindruck macht schließlich auch das von Andrea Chezzi wohldosiert eingesetzte Effekt-Register namens Rollante: Da mischt sich ein beachtlicher Trommelwirbel hinein ins musikalische Geschehen, als zöge draußen vor der Kirche eine lautstark aufspielende „Banda“ vorüber.
Fazit: Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Konzept dieser CD-Produktion verschwindet ganz schnell und macht purer Hörfreude Platz.
Das funktioniert! Weil im Falle dieser CD alle relevanten Parameter glücklich ineinanderspielen. Da ist zunächst der Komponist: Domenico Cimarosa (1749–1801), als Maestro der Oper berühmt geworden und gewesen. Er war aber auch erfolgreich als Cembalist, darüber hinaus Zeit seines Lebens der Orgel verbunden. Mit seinen Sonaten liefert Cimarosa äußerst charmante, einfallsreiche kleine Kabinettstücke, changierend zwischen sprühender Vitalität und rührender Melancholie. Musik also, der man gerne zuhört.
Parameter Nummer zwei: die Orgel aus der Werkstatt des Andrea Boschini, irgendwann in den Jahren vor 1755 für das kleine Örtchen Brugneto die Reggiolo (in der norditalienischen Provinz Reggio Emilia) erbaut, 1814 von Giovanni Cavalletti noch einmal überarbeitet. Klein, aber fein – und vor erst zwei Jahren ganz offenbar auch fein restauriert von Silvio Micheli.
Der dritte Faktor schließlich: Andrea Chezzi, der Organist, der den Mut hatte, ein derart kleinteiliges Programm auf den 60-Minuten-Silberling zu bannen. Schnell-langsam-schnell, mal laut, mal leise. Doch Chezzis Cimarosa-Präsentation macht Spaß. Denn der Interpret (unter anderem Schüler von Stefano Innocenti und Bob van Asperen) erweist sich nicht nur als wieselflink über die Tasten wirbelnder Virtuose. Er ordnet Cimarosas Sonaten so raffiniert, dass aus ihnen kleine Suiten entstehen, die sich jeweils zu einem dramaturgisch sinnvollen Ganzen runden. Und er entlockt der zauberhaften Mini-Orgel eine überraschend reiche Palette an schillernden Farben, darunter die typisch italienische Voce umana sowie singende Prinzipale, die auch im 2’-Bereich und höher nie aufdringlich „klingeln“. Die Schleifenteilung gestattet in der A-Dur-Sonate eine munter gurgelnde Zungenstimme im Bass, zu der sich eine Cornet-Mischung im Diskant hinzugesellt. Wunderschön auch eine solistisch eingesetzte 4’-Flöte, die pastorale Stimmung aufkommen lässt. Großen Eindruck macht schließlich auch das von Andrea Chezzi wohldosiert eingesetzte Effekt-Register namens Rollante: Da mischt sich ein beachtlicher Trommelwirbel hinein ins musikalische Geschehen, als zöge draußen vor der Kirche eine lautstark aufspielende „Banda“ vorüber.
Fazit: Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Konzept dieser CD-Produktion verschwindet ganz schnell und macht purer Hörfreude Platz.
Christoph Schulte im Walde