Mozart, Wolfgang Amadeus

17 Kirchensonaten, eingerichtet von Zsigmond Szathmáry für Orgel solo

Verlag/Label: Carus 18.067/99
erschienen in: organ 2010/04 , Seite 51

Bewertung: 4 Pfeifen

Von Mozart, der die Orgel als seine „Passion“ ansah und als „König aller Instrumenten“ bezeichnete, nicht mehr Orginalkompositionen (ähnlich wie bei Anton Bruckner) überliefert zu haben, verwundert auf den ersten Blick und schmerzt Publikum wie Interpreten, zumal Mozart zahlreichen zeitge­nössischen Berichten zu­folge (der berühmteste ist wohl der des damaligen Leipziger Thomaskantors Johann Friedrich Doles, der beim Anhören von Mozarts Orgelspiel „den alten Seb. Bach, seinen Lehrer wieder auferstanden“ glaubte) seine Zuhörerschaft gerade Zuhörer mit seiner Orgelkunst au­ßerordentlich beeindruckte.
Dass Mozarts wertvollste Kompositionen in diesem Genre ausgerechnet für eine Art von Musikautomaten geschrieben sind – und den ausübenden Künstler somit nicht selten vor erhebliche spieltechnische Probleme stellen, mag wohl damit zusammenhängen, dass in Mozarts Wirkungsfeld als Komponist für die Salzburger Dommusik der Orgel im spezifisch katholisch-liturgischen Bereich eher eine untergeordnete Funktion zukam, also etwa diejenige eines „Pausenfüllers“ für zeitlich nicht genau vorausberechenbare li­tur­gische Handlungen innerhalb der Heiligen Messe.
Umso dankbarer nimmt man daher eine Erweiterung des Repertoires entgegen, wie hier geschehen in Form der Bearbeitung der 17 überlieferten „Kirchensonaten“ für Orgel solo und für Instrumente und Orgel des ehemaligen Professors an der Freiburger Musikhochschule und international renommierten Organisten Zsigmond Szathmáry (No­tenausgabe: Carus 18.067).
Diese genialen Miniaturen in unterschiedlicher Instrumentation, teils schlichte Trios für zwei Violinen und Basso continuo, teils großzügigere Besetzungen mit Bläsern und manchmal auch obligater Orgel, waren im sonn- und feiertäglichen Hochamt der Salzburger Domkirche wahrscheinlich als Interimsmusik zwischen den Lesungen platziert. Je nach Situation lassen sich diese Piècen, vom Bearbeiter hervorragend, aber nicht immer ganz einfach umgesetzt, heute wegen ihrer Kürze in gottesdienstlichen und konzertanten Situationen vielfältig verwenden und zusammenstellen.
Szathmáry hat auf der vorliegenden CD alle Sonaten eingespielt. Der Interpret, der eher von einem konventionellen als historisierenden In­terpretationsansatz ausgeht, wobei ihm die 1994 erbaute Metzler-Orgel der Katholischen Stadtpfarrkirche St. Martin in Staufen entgegenkommt, löst die teilweise kniffligen technischen und musikalischen Auf­gaben mit Akkuratesse. Niemals stellt er bloße Effekte in den Vordergrund, sondern stets die Verständlichkeit und Durchhörbarkeit der Partitur. Die gewählten Tempi sind daher nie überzogen, aber trotzdem mit durchgehendem flüssigen Impetus angelegt.
Eine CD, die man nicht nur gerne anhört, sondern die dem Spieler Lust macht, die Stücke auch selbst einmal auszuprobieren.
Christian von Blohn