„Multiplizität des streng Richtigen“

Sie gehört zu den bemerkenswerten Leistungen moderner Interpretationskultur: Gerd Zachers „Kunst einer Fuge“, jener modellhaft um eine einzige Fuge Bachs kreisende Orgelzyklus, konzipiert und uraufgeführt vor nunmehr bald einem halben Jahrhundert. Zachers Bach-Aneignung ist angesiedelt in einem eigentümlichen Grenzbezirk zwischen Produktion und Reproduktion: weil sie einerseits über das hinausgeht, was üblicherweise mit der Tätigkeitsform musikalischen Interpretierens und Aufführens assoziiert wird, weil sie andererseits ihrem Selbstverständnis nach mit einer „komponierten Interpretation“, etwa im Sinne späterer Bestrebungen Hans Zenders,1 nicht zu verwechseln ist.